TANSTAAFL
Der Tod des Artemis-Taktikers Andrew „Bart“ Simpson, der beim Training für die 34. Auflage des America’s Cup in der San Francisco Bay ums Leben kam, ist tragisch. Überraschend ist er nicht. TANSTAAFL, ein Grundgesetz der Ökonomie – und damit des Lebens – gilt auch für die versammelte Segelelite, und zwar ungeachtet der Budgets: „There Ain’t No Such Thing As A Free Lunch.“ Soll heißen: Man zahlt immer und überall einen Preis, zumindest in Form von Opportunitätskosten. Die Torte essen und sie haben geht nicht, es gibt immer Trade-offs, ich muss mich bei einer Entscheidung für etwas immer auch gegen etwas entscheiden.
Die AC-Granden haben entschieden. Für mehr Show, mehr Publikumswirksamkeit, mehr Hightech, mehr Speed. 22 Meter lang, 14 Meter breit, 40 Meter hoher Mast. Zweifache Windgeschwindigkeit. Schneller, höher, stärker.
Sie haben aber auch gegen etwas entschieden und hohe Opportunitätskosten in Kauf genommen. Gegen Sicherheit. Die technischen Daten der AC-72-Rennungetüme und ihr Verhalten am Wasser sprechen eine deutliche Sprache: Das ist potenziell saugefährlich. Für die, die sich auf diesen Booten bewegen. Nicht nur bei einem GAU, wie er Simpson das Leben gekostet hat. Eine ganz normale Kenterung kann bedeuten, dass die Segler vom Dachspitzel eines durchschnittlichen Einfamilienhauses oder aus der Höhe zweier übereinander angeordneter 10er-Sprungtürme unkontrolliert in die Tiefe fallen. Im besten Fall ins Wasser, im schlimmsten Fall schlagen sie am Beam auf. Die schon immer vorgeschriebenen Helme wirken angesichts dieser Tatsachen geradezu armselig, dass diese nach den nun veröffentlichen, überarbeiteten Sicherheitsbestimmungen fluoreszieren sollen, ist irgendwie putzig, ändert an dem grundsätzlichen Risiko aber rein gar nichts.
Es braucht wenig prophetische Begabung, um ein intensives Überdenken des gegenwärtigen AC-Konzepts vorherzusagen. Bis dahin: Schauen wir fasziniert zu, hoffen wir das Beste – und erwarten wir das Schlimmste.