Istrien
Die Halbinsel am Nordzipfel Kroatiens ist ein perfektes Revier für die Vorsaison
Ein schöner Rücken kann entzücken. Der Anblick von Euphemias Rücken verheißt jedoch für gewöhnlich nichts Gutes. Seit mehr als 300 Jahren zeigt die Kupferstatue der heiligen Euphemia von Chalkedon auf dem Campanile des Küstenstädtchens Rovinj das Wetter an. Hat sie den Blick in das Landesinnere gewandt, ist Jugo im Anmarsch. Und im Gegensatz zu Hochsommer und Herbst bringt der stürmische Südostwind im Frühling keine warme Luft nach Istrien. Auf dem langen Weg über die noch kalte Adria kühlt sie ab und ist von Wolken, Niederschlag und hohem Seegang begleitet.
In der ACI Marina Rovinj, im südöstlichen Teil des Hafenbeckens, liegt man dann trotz Wellenbrecher und vorgelagerter Katharineninsel durch den Schwell etwas unruhig – wer einen nervösen Magen hat, dem könnte das Auf- und Ab an den Schwimmstegen den schönen Blick auf die Altstadt von Rovinj verleiden. Deshalb bevorzugen wir die Stadtmole, direkt vor der zum Meer abfallenden farbenfrohen Häuserfront. Dort geht es in jeder Hinsicht ruhiger zu: Vom Trubel, der in der Hochsaison herrscht, ist in der Vorsaison noch wenig zu bemerken. Die mit Kopfstein bepflasterten Gassen, die sich durch enge Häuserzeilen winden, sind menschenleer. Was für eine Wohltat: Auf dem Weg zu der auf einem Hügel gelegenen Barockkirche heftet sich unser Blick nicht zwangsläufig auf die Fersen eines schnaufenden Pauschaltouristen, er kann froh und frei schweifen: Bunte Wäsche ist zwischen Steinmauern gespannt, die Balkone sind blumengeschmückt, die Löwen venezianisch und die zahlreichen Galerien verlockend. Apropos Galerien: Es scheint, als gäbe es davon mehr als Einwohner. Der Grund dafür liegt in der bewegten Geschichte der Hafenstadt, erklärt uns die Journalistin und Reiseführerin Mihaela Medici. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderten viele Istrier nach Italien aus. Rovinj wurde zunächst Geisterstadt, bald aber von Künstlerinnen und Künstler aus der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad entdeckt, die sich hier niederließen.
Den kompletten Artikel finden Sie in der Ausgabe 04/2013