Finale mit Hochgefühlen und Frust

Nachdem wir vom Windschatten von Guadeloupe freigekommen ware, frischte der Wind auf, ein Reff war nicht genug, wir wechselten sogar auf das kleinere Vorsegel, das an einem inneren Vorstag gesetzt wird. Lange dauerte es bis wir die nächsten beiden Yachten, Partouche und Clem am Horizont hinter den Saints Inseln hervorkommen sahen, alles bestens also. DIe Kreuz war muehsam, immer wieder hatte ich das Gefuehl das Boot läuft nur bei äusserster Konzentration vernünftige Höhe und Geschwindigkeit und ist recht verhalten, wenig agil und irgendwie schaumgebremst. Also noch mehr konzentrieren und noch mehr Konzentration der Crew verlangen, weiter draussen auf der Kante sitzen, genauer trimmen.

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Endlich abfallen, aber wieder auf so einen Kurs der nicht Fock und nicht Code O ist, also mehrfach wechseln, vorbei an Antigua und wieder zur ersten Tonne bei St. Barth, dort weiter mit Code5, später auf den grossen A2 gewechselt. Wieder ist das Boot blockiert und die Vibrationen die wir seit der Regenboe am ersten Tag hatten kommen auch immer wieder. Zusätzlich dürfte am Leeruder jede Menge Seegras hängen, regelmäßig durchqueren wir grosse Felder. All diese Dinge tragen zu Stress bei, noch dazu als am Horizont Partouche wieder etwas groesser wird. Beim Geschwindigkeitspotential dieser Yachten sind 6 Meilen Abstand nicht viel, gerade einmal drei Stunden lang 2 Knoten Geschwindigkeitsunterschied.

Wieder runden wir die nächste Insel deutlich besser und vergrößern den Abstand, das bringt sichtlich Entspannung für die 35 Meilen Kreuz bis Antigua. Aber was für eine Kreuz, kurze harte Welle, und noch dazu zwei Systeme im Winkel von etwa 30Grad zueinander, davon abhängig ob sich eine Welle im Norden oder im Sueden von Antigua aufgebaut hat. Vaquita mach Bocksprünge als wäre der Namensvetter ein Delphin und kein Wal.

Unsere Strategie ist eine lose Deckung auf Partouch und wieder halten wir bei maximaler Konzentration der Abstand gerade einmal. Ich bin überzeugt, dass wir zu wenig Mastfall eingestellt haben denn ich habe schon gesehen, dass die meisten Class40´s weitaus mehr Mastfall fahren als wir. Das muss ich mir unbedingt ansehen und austesten, so ist das kein Zustand, wir wollen höher und schneller segeln als die Konkurrenz.

Wir kommen in einen 40 Grad Linksdreher und was vor Sekunden noch Abstand gegen den Wind war ist plötzlich um etwa 1/3 geschmolzen, denn nach der Wende segelt Partouch plötzlcih auf unserem Kurs, etwa eineinhalb Meilen achtern. Wie an einem Gummiband hängen wir zusammen. Im Rhythmus der Dreher verlieren wir etwas Höhe und der böige Wind ist ein Kampf. So hatte ich das Boot noch nie erlebt, muss wohl an der so anderen Welle als in der Adria hängen. Als ein kurzer Verholer und wieder in Luv vor dem Gegner positionieren, beide Boote segeln wie auf der Zielkreuz eines Olympischen Dreiecks. Endlich gelingt es uns wieder den Abstand auszubauen, ein paar Wenden noch und bei Sonnenuntergang sind wir im Ziel. Erleichterung und Freude sind grenzenlos, wir haben Top Class 40 Yachten am Wasser geschlagen, und das nicht bei irgendeiner Regatta, sondern dem RORC Caribbean 600. Jetzt anlegen und ab in die Bar.

Kurz nach dem Anlegen jedoch die Ernüchterung. Nick Elliot, der Regattaleiter des RORC konfrontiert uns mit der Tatsache, dass wir am Start die falsche Boje (von dreien) passiert hätten, nämlich die für die Superyachten. Sieht zwar so aus wie die unsrige, geht uns aber nichts an. Da das keinen Vorteil bedeutete, trotzdem den Regeln widerspricht wird uns ein Platz abgezogen. Wir könnens nicht glauben, haben wir die Bojen doch auf ihrer tatsächlichen Position direkt "gepingt", also automatisch einen Wegpunkt gesetzt und dabei noch um die Schiffslänge die Position korrigiert. Am Startfoto ist es dann eindeutig, wir hatten in der Konzentration auf das Rennen die falsche Boje verwendet. Ein "Antrag auf Widergutmachung" da wir einige "Ungenauigkeiten" der Regattaleitung aufdeckten die den Fehler erleichterten nutzten jedoch nicht und es blieb bei unserem Platzverlust.

Bei Steak und einem Rum Punch (manche hatten angeblich auch mehrere) verflog der Kummer und die Freude über unsere Leistung am Wasser überwog wieder, nicht die Laune verderben lassen, das Segeln steht im Vordergrund und wir segeln erfolgreich seit Christof die "Vaquita" betreibt.

Am nächsten Tag fand Lars eine Leine neben dem Boot im Wasser und Christof tauchte eine 15m lange 10mm Leine mit\u00A0 einer großen Boje herauf, fest um unseren Kiel gewickelt und durch das Kielfenster nicht sichtbar (hatte ich kontrolliert als wir das erste Mal die Vibrationen spürten). Wir waren also etwa 500 Meilen mit dem Zeug am Kiel gesegelt und führten auch damit um den Kiel, die Diskussionen was das für das Design der aktuellen Boote bedeutet waren endlos....

Die Party am Abend mit Reggea Band war ähnlich endlos und sensationell, der einzige Schluss daraus: Seglerinnen und Segler segelt Class40 und kommt im Winter in die Karibik.

Hoffe wir sehen uns auf der Messe in Tulln, wie gewohnt sind wir in der Halle 4, direkt bei der Actionbühne. Selbstverständlich habe ich aktuelle Photos und Videos der Vaquita mit dabei und jede Menge Class40´s zu verkaufen :-)

Beste Gruesse aus Antigua

Andreas

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