Moderne Nomaden
Dezember 2016: Die private Monatsbilanz von Judith Duller-Mayrhofer
Zugvögel 1. Die Redaktion übersiedelt wieder. Zum vierten Mal in vier Jahren, immer den NEWS-Tower hinauf und hinunter. Die Stockwerke sechs, drei und fünf hatten wir bereits, nun wandern wir in den Zweiten. Irgendwer wird sich schon etwas dabei denken. Hoffentlich. Wehmut beim Kisten-Packen. Adieu schöner Ausblick auf Donaukanal und Urania. Und Adieu Luxus der Ungestörtheit. Wir werden nämlich verdichtet. So nennt man neuerdings das Zusammenpferchen möglichst vieler Mitarbeiter auf möglichst engem Raum. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten muss ich mein Büro wieder mit einem anderen Menschen teilen. Die hoch geschätzte Kollegin Verena wird neben mir in die Tasten hauen und telefonieren. Bin gespannt, wo das hinführt. Als ich das letzte Mal in einem Zweier-Zimmer saß, landete ich am Standesamt. Zumindest das kann ich ausschließen.
Zugvögel 2. Unsere freien Autoren Doris Renoldner und Wolf Slanec, als Seenomaden weithin bekannt, haben ein neues Buch geschrieben. Darf es vor Drucklegung lesen und verliere mich mit Genuss in ihren wunderbaren Reiseerzählungen. Viele kluge Gedanken über die Kunst der Reduktion und das Glück der einfachen Dinge. Die beiden segelten von Italien nach Grönland; acht Quadratmeter Wohnraum waren ihnen dafür vollauf genug. Verdichtungs-Spezialisten quasi. Werde sie mir zum Vorbild nehmen und es mit Seneca halten: Nicht wer wenig hat, sondern wer viel wünscht, ist arm.