Tu felix Austria?

Rechtzeitig zum Sommerloch ein paar Gedankensplitter zu durchaus unterschiedlichen Aspekten des österreichischen Segelsports.
Nach dem Ende des America’s Cup stellt sich wie immer die Frage: Wer wird beim nächsten Mal dabei sein? Spekulationen um eine österreichische Teilnahme sind meist mit jenem Salzburger Getränkehersteller verbunden, der für seine Millioneninvestitionen im Sport bekannt ist. Abgesehen von meinen persönlichen Fragezeichen rund um die Wünschbarkeit der steigenden Verbreitung eines solchen Getränks im Zeitalter zunehmender Suchtgefährdung und Fettleibigkeit – nicht immer hat der Konsument recht – stellt sich aus Seglerperspektive die Frage, ob der österreichische Segelsport einer solchen Aufgabe überhaupt gewachsen wäre. Sollten die Regeln für den nächsten America’s Cup fordern, dass überwiegend oder zur Gänze Angehörige eines Landes auf einem Boot sein müssen, halte ich ein solches Projekt für extrem schwierig und wenigstens im ersten Anlauf für wenig Erfolg versprechend. Klar haben wir – wenngleich wenige – Segler und Seglerinnen von internationalem Format. Aber eine erfolgreiche AC-Kampagne braucht mehr: einschlägiges Projektwissen, viel ‚tacit knowledge’, also implizites Wissen um alle Aspekte einer solchen Kampagne rund um Boots- und Segeldesign, Trimm, Teambuilding etc. Hier sind wir klar im Nachteil gegenüber Nationen mit AC-Vorerfahrung oder einer ausgebauten Hochsee-Szene. Sollten die Regeln gemischte Teams erlauben, schaut die Sache allerdings anders aus.
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Bin deklarierter verbal-militanter Rauch-(nicht Raucher!)Hasser und daher besonders gespannt auf die Umsetzung der Maßnahmen zum Schutz vor Schäden durch Passivrauchen in österreichischen Yachtclubrestaurants. Vorbei die Zeiten, in denen in aufgeheizten Clubhäusern Rauchschwaden die unschuldigen Bronchien und Lungenalveolen überziehen oder die unvermeidlich sich in Luv befindliche Qualmquelle das sonntägliche Schnitzerl auf der Clubterrasse verfeinert? Ich werde über Erfahrungen berichten.
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Der „andere“ ÖSV hat dafür gesorgt, dass kurzzeitig die olympischen Perspektiven auch für eine ganze Generation von Segelsportlern gefährdet waren. Jenseits der zu beobachtenden Präpotenz und Inkompetenz zentraler Funktionäre bei uns und im IOC und einer komplexen Gesamtproblematik: Für den Fall der Fälle hätten sich nach dem Wegfall des Fokus auf olympische Klassen für eineinhalb Jahrzehnte durchaus neue Möglichkeiten eröffnet, etwa eine verstärkte Konzentration auf Match-Race-Serien oder ausgewählte Offshore-Regatten mit den Besten aus Österreich über die bisherigen Klassengrenzen hinweg. Insgesamt ist die Abwendung des Olympia-Ausschlusses zu begrüßen. Es schadet aber nicht, sich wiedermal ins Gedächtnis zu rufen, dass es sinnvolles Regattasegeln auch jenseits von Olympia gibt.

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Ressort Kreuzpeilung
Beruflich bedingt eine Reise nach Boston, USA, mit anschließendem Kurzaufenthalt in einem kleinen Kloster im Südteil der Stadt, um Körper, Seele und Geist ein wenig einzu-norden. Ein nachmittäglicher Spaziergang führte mich zum Jamaica Pond, einem kleinen Gewässer von 600 x 500 m, eingezwängt zwischen zwei stark befahrene Straßen, aber umgeben von viel Grün und einem schönen, häufig als Laufstrecke genutzten Rundweg.









 

Mutiges Segeln am Teich

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The Ocean Race, Den Haag, 15. Juni, 18:33 CEST: Der große Favorit für den Gesamtsieg, 11th Hour Racing Team mit US-Skipper Charlie Enright, wird in einer simplen Backbord-Steuerbord-Situation am direkten Anlieger zur Bahnmarke von Guyot – Team Europe unter Benjamin Dutreux klassisch abgeschossen. Zum Glück wird niemand verletzt, obwohl sich das Bugspriet von Team Europe tief ins Innere der anderen Yacht bohrt, knapp neben die Arbeitsplätze von Skipper und Crew. Nichtsdestotrotz folgenschwer: Beide Teams müssen aufgeben. Besonders pikant: Die US-Amerikaner hatten dem europäischen Team nach dessen Mastbruch ihren Ersatzmast fürs Comeback zur Verfügung gestellt.









 

Verachtet mir die Grundlagen nicht

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Die internationalen Sportverbände (International Federations = IFs) steuern odysseisch auf eine Enge zu. Zur Erinnerung: Während seiner Irrfahrten muss Odysseus durch eine von Ungeheuern bewachte Meeresenge. Auf der einen Seite Scylla, ein Wesen, das alles frisst, was ihm nahekommt, gegenüber Charybdis, die Meerwasser einsaugt und so Schiffe zerstört. Odysseus kommt aus Furcht vor Charybdis Scylla zu nahe, sechs seiner Gefährten finden den Tod.









 

Zwischen Scylla und Charybdis

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Wenn positives Potenzial und tatsächliche Realisierung auseinanderklaffen, zerreißt es mir das Herz. Das ist beim hochbegabten, sich in der Pubertät anderen Dingen zuwendenden Nachwuchssegler genauso wie beim fehlenden Ausschöpfen natürlicher Ressourcen aufgrund schlechter Rahmenbedingungen. Eindrückliches Beispiel für Letzteres auf Basis einer Reise nach Nahost: Segeln im Libanon.









 

Die Zedern des Libanon

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Nach den messefreien Jahren stehen uns heuer wieder einschlägige Events ins Haus, etwa die Boot Tulln zum gewohnten Termin Anfang März oder Friedrichshafen im September. Braucht es solche Messen in dieser Form und Frequenz?









 

Bootsmessen as usual?

Ressort Kreuzpeilung
19 Grad im solidarisch-kühlen Wohnzimmer, da ist der adventliche Tee umso wichtiger. Also kurzerhand gebraut, noch ein paar Vanillekipferl und – Frucht eines Spanien-Aufenthalts – Ensaimadas auf den Teller. Dann Rush Doshis ‚The Long Game‘* zur Hand genommen, ein wachrüttelndes Buch über Chinas in drei Phasen konzipierte Langzeitstrategie für eine globale ökonomische, politische und militärische Dominanz . Plötzlich ein Geräusch auf der Terrasse. Ich halte Nachschau und sehe, genau, das Weihnachtsengerl.









 

Alles andere ist primär