Winds of Change
Segeln braucht Organisation. Nein, ich meine nicht das gemeinsame Aussegeln am Wochenende. Angesprochen ist das Sich-miteinander-Messen, von der Clubregatta bis hin zu global sichtbaren Events wie Welt- und Kontinentalmeisterschaften oder Olympischen Spielen. Hier kommt der Dachverband World Sailing ins Spiel.
Die Organisation gibt es seit Oktober 1907. Unter dem Namen IYRU (International Yacht Racing Union) versammelten sich zwölf europäische Länder, untern ihnen Österreich-Ungarn, ursprünglich um gemeinsame Regeln – vor allem die sog. Meter-Regel – zu entwickeln und das kompetitive Miteinander zu formen. 1996 wandelte sich der Name zu ISAF (International Sailing Federation), seit 2015 firmiert diese globale Einrichtung unter World Sailing. Ihr gehören heute 139 nationalen Segelverbände, genannt MNAs (Member National Authorities), an und sie wacht über mehr als hundert Klassen, vom Optimist bis zum 60-Füßer. Prominente segelnde Blaublüter mit Olympiavergangenheit fungieren als Ehrenpräsidenten: Derzeit der norwegische König Harald V., Teilnehmer 1964 (Tokio), 1968 (Acapulco) und 1972 (Kiel) sowie König Konstantin aus Griechenland, der 1960 in Rom die Goldmedaille im Drachen gewann.
Wichtiger für das strategische und aktuelle Geschehen sind die Leitungsinstanzen, also Präsident/in und acht Vize-Präsident/inn/en. Im nächsten Monat steht eine Neubestellung an. Nach einigen Turbulenzen rund um die Finanzsituation von World Sailing wird es Aufgabe des neuen Führungsteams sein, die Organisation zurück in ruhigere Gewässer zu führen und den derzeit rauen Umgangston wieder der Schönheit des Sports anzugleichen. Die Präsidentschaftskandidaten umspannen den gesamten Erdkreis: Der Däne Kim Andersen stellt sich der Wiederwahl, die Herausforderer kommen aus Europa (Gerardo Seeliger, Spanien), Asien (Quanhai Li, China) und Südamerika (W. Scott Perry, Urugay). Gleiches gilt für die 15 Personen, die sich als Vize bewerben. Hier gibt es eine deutlich größere Alters- und Geschlechterdiversität. Jedenfalls spannende Zeiten mit Konsequenzen für den Segelsport. Auf einen guten Ausgang bleibt zu hoffen ...