Fliegende Kats und löchrige Finnen: Der dritte Wharram Wanderbrief der neuen Saison.

Vor einem Jahr hab ich einen Blog über Rodney Bay geschrieben und war dabei ein bisserl unnett, weil mich der viele Beton gestört hat, den man hier übers karibische Flair gegossen hatte.

Darf ich ziemlich viel vom Gesagten zurücknehmen? Weil… - ich hab das Paradies des arbeitenden Seglers gefunden: Mother Ocean schwebte am überbreiten Torkran aus dem Wasser, steht jetzt gut durch den Passatwind durchlüftet direkt unter einem Flutlichtmast im Boatyard aufgepallt, mit ansprechendem Panoramablick auf die Rodney Bay Marina, über der ein veritabler Wald von Salingflaggen flattert, weil die ARC-Flotte hier ihre Atlantiküberquerung feiert. Und rund um mich wuselt bienengleich eine Marinero-Truppe, die um jedes kroatische, türkische oder italienische Marina-Team Kreise laufen würde, weswegen auch jeder Krantermermin hält, ist ja Ehrensache. Draußen vorm Zaun geht’s schräg über die Hauptstraße in einen passabel bestückten Baumarkt, 500 Meter Dinghyritt bringen mich zu einem engagierten Schiffsausrüster und den Schiffsbauholztandler der Insel hab ich auch schon gefunden. Und die beste Nachricht von allen: Verrechnet wird analog zum US-Dollarkurs. Wie rief der zahnlose Muskrat damals in Woodstock ins Mikro? „There´s always a little bit of heaven in a desaster area, man!“

Kontakt hatten wir auch schon, aber so was von. \u00A0Zuerst trafen wir die gelöcherten Finnen. Sie humpelten direkt nach uns ins Kranbecken des Rodney Bay Boatyard und ließen ihre schmucke blaue Yacht an Land heben, weil nämlich unterwegs auf dem Atlantik ein Seeventil versucht hat, das Boot während der Fahrt zu verlassen.\u00A0Dann standen\u00A0die vier finnischen\u00A0Kids\u00A0 ein paar Stunden lang verloren um ihre aufgepallte Yacht, während die Reparaturtruppe im Akkordtempo das Problem behob. Die löchrigen Finnen\u00A0waren dann auch tatsächlich wieder dicht und zurück im Wasser, bevor das Wochenende ausbrach. Wenig später brachen sie auf nach Süden, den Tobago Keys und Grenada entgegen. Fair winds, folks!

Und dann war da der Michael. Der Michael ist aus Wien und kam per Kojencharter mit dem ARC hierher. Auf einem deutschen Schiff.\u00A0 Dass er den Bröthi und mich im Bread Basket traf,\u00A0war für ihn wie heimkommen. Der Meinungsaustausch verlief entsprechend angeregt, begann gegen Mittag und endete gegen Mitternacht auf der Mother Ocean, weil nämlich der Kühschrank leer gesoffen war. Der Bröthi hat dann ein bisserl Probleme gehabt, den Michael per Dinghy auf seine Yacht zu fahren, weil der Michael nämlich ein bisserl Probleme hatte, seine heimatliche Yacht zu identifizieren. Macht nix, weil ich hatte derweil ein bisserl Probleme, mein Bett zu finden, aber irgendwie klappte es\u00A0dann doch.

Ein milder Passat weht durch meine Koje. Aus der Marina klingt der Sound der umpfundzwanzigsten ARC-Party herüber. Und während ich im Geiste Werkzeug- und Materiallisten durchgehe, dämmere ich langsam in den Schlaf hinüber. Doch in Ordnung, die neue Rodney Bay. Besonders, wenn man einen Wharram zu reparieren hat. Und wie das geht, darüber schreib ich mehr im nächsten Blog.

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