Lauter Pülcher*?

Nicht erwischen lassen. Nur das zugeben, was man unbedingt muss und nicht mehr abzustreiten ist. So tun, als ob nichts gewesen wäre; das Unschuldslamm markieren. Sich freuen oder gar brüsten, wenn’s „einegangen“ ist. Nein, nicht von einer gewissen Spezies Banker, Politiker und Unternehmen ist die Rede (obwohl es auch passen würde), sondern von den Spitzenfußballern dieser Welt.
Drei Beispiele dafür rund um die eben gelaufenen WM: Thierry Henry, französischer Starstürmer, erzielte in der WM-Qualifikation das entscheidende Tor gegen Irland unter Zuhilfenahme seiner Hand und fand es trotz wütender Proteste der Iren unter seiner Würde, dies dem Schiedsrichter – der das nicht sehen konnte – mitzuteilen; wenigstens folgte bei der WM die Strafe für Frankreich auf den Fuß. Manuel Neuer, deutscher Stammtorhüter, rühmte sich nach dem WM-Viertelfinale gegen England, dass er beim klaren Tor von Frank Lampard so getan habe, als sei nichts gewesen und vermutete, auch das habe zum Fehlurteil des Schiedsrichters – kein Tor – beigetragen. Iker Casillas, spanischer Kapitän und Torwart, korrigierte den Schiedsrichter in der entscheidenden Phase des Finales nicht, als dieser nach einer Abwehr von Casillas fälschlicherweise auf Abstoß statt Eckball entschied und damit das Siegestor der Spanier einleitete.
Lug und Betrug auf dem Spielfeld, gewinnen um den Preis des Verlusts von Fairplay als handlungsleitende Maxime im Fußball? Vermutlich ja. Sind Segler anders? Ich weiß nicht so recht. Da ist dieser starre Blick nach vorne, der verhindert, dass das Touchieren der Luvboje mit dem Heck wahrgenommen wird. Oder das als „schlitzohrig“ auch noch positiv konnotierte und nur aufwändig zu entdeckende Umgehen der Klassenbestimmungen, um einen regelwidrigen Vorteil zu erzielen.
Geht’s auch anders? Im Fußball jedenfalls. So hat etwa Robbie Fowler, Stürmer von Liverpool, 1996 in einem Spiel gegen Arsenal London versucht, den Schiedsrichter davon zu überzeugen, dass er vom gegnerischen Tormann nicht gefoult wurde und der Elfmeter daher nicht zu geben sei (vergeblich übrigens). Paolo di Canio, Spieler von West Ham, verzichtete auf ein sicheres Tor, als er 2000 in einem Spiel der englischen Liga gegen Tottenham als Erster eine Verletzung des gegnerischen Torwarts bemerkte und den Ball nach einer Flanke mit der Hand fing statt ins Tor zu schießen (er erhielt dafür den FIFA Fair Play Preis). Und beim Segeln? Aber sicher. Jede selbstverständliche Annahme von Entlastungsstrafen ohne großes Geschrei der Gegner rundherum ist dazu zu zählen, ebenso wie jedes klare Nein zum inneren Schweinehund, der zum regelwidrigen Aufrüsten des Bootes verführen will. Wäre schön, wenn es weiter zunähme …

* Der Pülcher, umgangssprachlich in Österreich für Strolch, Gauner

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