Gegen den Strom

Der Steirer Christian Schiester ist einer der besten Extremläufer der Welt und sucht bei einer ungewöhnlichen Weltumsegelung nach neuen Herausforderungen. Mit an Bord ist seine Lebensgefährtin Daniela Bärnthaler, die hier über die Fahrt durch den Suezkanal und die kräftezehrende Etappe in den Oman berichtet

Gegen den Strom

Immer mehr Öltanker und Frachter tauchen am Horizont auf – die Küste und damit unser Zwischenziel Port Said können nicht mehr weit entfernt sein. Tatsächlich: 79 Stunden nachdem wir Rhodos verlassen haben, betreten wir erstmals afrikanischen Boden, 414 nonstop bewältigte Seemeilen liegen hinter uns. Mit einem neuen Kontinent tauchen wir in eine neue Kultur. Morgens weckt uns um 4 Uhr 30 der Muezzin mit seinem Gebet, die Frauen auf den Straßen sind verschleiert, die Gerüche fremd und intensiv.

Wir wollen den Suezkanal durchqueren und danach nach Hurghada segeln. Verlässliche Informationen über die Passage haben wir vorab kaum gefunden, nur eines ist klar: Wir brauchen unbedingt eine Agentur. Immer wieder kommt ein eifriger Mitarbeiter an Bord unserer El Toro, einer in Griechenland gebauten Skipper 58, die uns nach jahrelangen Umbauarbeiten als schwimmendes Heim um die Welt bringen soll. Und immer wieder fordert er Geld, sei es für Dokumente oder endlos scheinende Behördengänge. Vier Tage lang ankern wir im Yachthafen von Port Said, in dem es rein gar nichts gibt, auch nicht Strom oder Wasser. Vorbeibrausende Militärboote lassen die El Toro immer wieder auf und nieder schaukeln; angenehm ist dieser Aufenthalt wirklich nicht.

Endlich dürfen wir los. Gemeinsam mit zwei anderen Segelyachten schieben wir uns durch die schleusenlose Wasserstraße, die seit 1869 das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet. Ein externer Pilot übernimmt das Ruder und manövriert uns zunächst bis zur Stadt Ismailia, die etwa in der Mitte des Kanals an einem Salzsee liegt. Dort müssen wir eine Nacht im Hafen verbringen, dürfen diesen aber trotz Visa nicht verlassen. Am nächsten Tag geht es mit einem anderen Piloten weiter, es ist beängstigend und spannend zugleich. Überall Militär, Wachposten und Radaranlagen, unser Konvoi wird ständig von Hubschraubern umkreist. Vor fünf Wochen haben wir in Rhodos unsere Leinen für die große Fahrt gelöst, nun fühlen wir uns erstmals in unserer Freiheit eingeschränkt. Die Angst vor einem Terroranschlag ist beinahe körperlich spürbar, die korrupten Beamten bringen uns an den Rand der Verzweiflung. Jeder hält die Hand auf, der Papierkrieg ist ebenso sinnlos wie teuer. Am Ende kostet uns die Durchfahrt mehr als das Dreifache als gedacht. Aber irgendwann ist es geschafft und wir haben ein wichtiges Nadelöhr dieser Reise hinter uns gebracht.

Hurghada liegt rund 190 Seemeilen im Süden, die Behörden haben darauf bestanden, dass wir diese Etappe ohne Zwischenstopp absolvieren müssen. So sind wir gezwungen, bei starkem Wind und hohen Wellen durchzusegeln. Der teuflische Ritt durch die Nacht bringt uns an unsere Grenzen. Spinnaker und Reffleine der Rollgenua reißen, Wind bis zu acht Beaufort fesselt meinen Skipper Christian 28 Stunden lang ans Steuer. Immer wieder kommt es zu brenzligen Situationen, in denen mein Herz beinahe stehen bleibt. Da wir die Genua nicht mehr einrollen können, sausen wir gefährlich nah an einer Bohrinsel vorbei, ein Labyrinth von Riffen erschwert uns das Einlaufen in den Hafen von Hurghada. Als wir endlich sicher in der Marina liegen, bin ich heilfroh. Sechs Beamte durchsuchen unser Schiff stundenlang nach Waffen, Drogen und Alkohol, dann lässt man uns in Ruhe. Völlig übermüdet fallen wir in die Kajüte; wir haben verdammt viel Schlaf nachzuholen.

Harte Zeiten

Kristallklares Wasser, konstanter Wind. Die El Toro ist in ihrem Element, lautlos gleiten wir an wunderschönen Riffen vorbei. Das Rote Meer wird von Yachties gemieden, und so freuen wir uns über jedes andere Boot, das wir ausmachen können, und tauschen uns per Funk aus. Knapp tausend Seemeilen liegen vor uns, unser Plan ist es nonstop nach Djibouti zu segeln. Bei gutem achterlichem Wind lassen wir Ägypten rasch hinter uns und verholen uns entlang der Küste des Sudan Richtung Süden.

Den gesamten Bericht über diese ungewöhnliche Segelreise lesen Sie in der Yachtrevue 11/17, am Kiosk ab 3. November!

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