Freiheit mit Grenzen

Mit der Öffnung der kroatischen Grenze für Touristen rückt ein Urlaub an der Adria in greifbare Nähe. Italien will nachziehen, Österreich steht aber noch auf der Bremse

Freiheit mit Grenzen

Diesen Urlaub wird Philipp Walus so schnell nicht vergessen: Im sonst so pulsierenden Korcula ist die Ana das einzige Urlauber-Schiff im Stadthafen, in Rogoznica wartet der Reporter einer kroatischen Tageszeitung auf die Österreicher und auch in der brandneuen Marina in Vela Luka wird die Crew mit großem Hallo und von einem Fotografen begrüßt. Zu lokalen Berühmtheiten brachten es der 28-jährige Wiener und seine fünf Freunde, weil sie heuer nicht nur die ersten ausländischen Chartergäste in Vela Luka, sondern vermutlich überhaupt in Kroatien waren. "Wir haben die Situation seit längerem im Auge behalten und nach den ersten Nachrichten über eine Grenzöffnung eine Spontanaktion gestartet", berichtet Walus, der bereits Mitte Mai auf einer über Mayer Yachten gebuchten Dufour 410 GL durch die dalmatinische Inselwelt schipperte.

Problemlose Einreise

Seit Kroatien am 10. Mai seine Grenzen schrittweise zunächst für Immobilienbesitzer und Bootseigner, dann für alle Touristen geöffnet hat, sind nach offiziellen Angaben 136.000 ausländische Staatsbürger in das Land eingereist. Zu einem der Ersten gehörte Mirno-More-Gründer Christian Winkler, der nicht nur seinem Boot einen Besuch abstatten, sondern auch Material für seinen Vortrag "Klar bei Fender!" sammeln wollte. Mit mulmigem Gefühl fuhr er am 13. Mai los, seine Bedenken erwiesen sich jedoch als unbegründet. Den Grenzübertritt nach Slowenien und Kroatien beschreibt Winkler als problemlos: "Es wurde nur der Pass gescannt und nach dem Grund meiner Einreise gefragt. Den Zulassungsschein vom Boot wollte die Beamtin, die ausnehmend nett und höfflich war, gar nicht sehen." Ein Flugblatt mit weiteren Anweisungen wurde ihm nicht ausgehändigt, er habe aber sowieso Handschuhe und Maske getragen, so Winkler. Auch wenn die Kontrollen sehr unterschiedlich streng gehandhabt werden, sollten Eigner aber an der Grenze Seebrief und Liegeplatzvertrag griffbereit haben.

Auch Walus schildert den Grenzübertritt als leichte Übung: "Wir mussten nur unseren Chartervertrag und die Crewliste vorweisen, man hat dann unsere Telefonnummern aufgeschrieben und uns ein Informationsblatt zu den kroatischen Corona Maßnahmen mitgegeben." Chartergäste bekommen die nötigen Dokumente für den Grenzübertritt von ihrer Charterfirma. Allerdings wurde der vorgeschriebene Ablauf in den vergangenen Wochen mehrmals geändert. "Die Schwierigkeit ist momentan, dass alles ständig in Bewegung ist", seufzt Klaus Pitter von Pitter Yachting. So soll die sogenannte E-Crewliste nach den derzeit gültigen Bestimmungen von den Kunden zu Hause selbst ausgedruckt werden – das ist allerdings technisch nicht möglich. Im kroatischen Ministerium arbeitet man zwar daran, eine Schnittschnelle im System entsprechend zu ergänzen, bis das klappt, kann es aber noch dauern. Und ohne Ausdruck dauert die Grenzkontrolle, bei der von jedem Reisenden Name und Telefonnummer erfasst werden, noch länger – Wartezeiten von mehreren Stunden sind keine Seltenheit.
Der kroatische Tourismusminister Gari Cappelli hat inzwischen eine App angekündigt, über die sich Touristen künftig von zu Hause aus registrieren können; das würde die zeitaufwendige Erfassung der Daten an der Grenze überflüssig machen. Bei Redaktionsschluss lagen allerdings noch keine Einzelheiten dazu vor.

Umsichtiger Umgang

Die Situation in Kroatien ist relativ entspannt. Restaurants, Geschäfte und Marinas dürfen offen sein, auch wenn das einige Lokale mangels Frequenz noch nicht tun. In den Marinas und auch für den Charterbetrieb gelten derzeit keine speziellen Schutzmaßnahmen, möglicherweise erlassen die Behörden aber im Laufe der nächsten Wochen noch Richtlinien für den nautischen Tourismus.

"In Kroatien gilt nur ein generelles Versammlungsverbot für mehr als 40 Personen. Auf den Charteryachten wird nicht unterschieden, ob die Crewmitglieder im gleichen Haushalt wohnen oder nicht", berichtet Eva Mayrhofer von Mayer Yachten und Vorsitzende des VÖV (Verband österreichischer Vercharterer). "Es besteht keine Maskenpflicht. Aber am Steg tragen manche freiwillig einen Mundnasenschutz und wir stellen unseren Kunden auch Masken zur Verfügung", ergänzt Pitter. Außerdem betonen alle interviewten Vercharterer, dass die Charteryachten derzeit besonders gründlich geputzt und auch desinfiziert werden. Josef Limberger lässt sogar die frisch gewaschene Bettwäsche in Plastikfolie einschweißen, um jeglichen Kontakt zu seinen Mitarbeitern auszuschließen. Auch sonst hat der Yachting-2000-Chef besondere Vorsichtsmaßnahmen ergriffen: "Wir haben das österreichische Modell übernommen: Beim Check-In-Schalter wurden Plexiglasscheiben montiert, unser Personal trägt Masken und wir bitten die Gäste, Abstand zu halten. Um größere Menschenansammlungen zu vermeiden, soll nur der Skipper zur Anmeldung kommen. Die Einschulung versuchen wir so kurz wie möglich zu halten."

Die gesamte Story inklusive einem Überblick über die Situation in Italien lesen Sie in der Yachtrevue 6/2020, am Kiosk ab 5. Juni!

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