Sanft und sicher

Griechenland. Das Ionische Inselreich ist historisch wertvoll und zeigt sich als Fahrtgebiet von einer äußerst freundlichen Seite

Stille Tage. Zahlreich sind die idyllischen Ankerplätze im Revier der Ionischen Inseln. Ein besonders attraktiver liegt zwischen Ithaka und der gleich davor liegenden Mini-Insel Limeniskos

Stille Tage. Zahlreich sind die idyllischen Ankerplätze im Revier der Ionischen Inseln. Ein besonders attraktiver liegt zwischen Ithaka und der gleich davor liegenden Mini-Insel Limeniskos

Es gibt wohl niemanden, der sämtliche Tavernen an den Küsten Griechenlands besucht hat, daher lässt sich nicht einmal subjektiv behaupten, welche die beste wäre. Man kann nur Vermutungen anstellen, und ich habe den Verdacht, dass diese beste Taverne in den griechischen Fahrtgebieten die New Mill in Palairos ist.

Buchstäblich an der Küste liegt sie nicht. Man muss ein paar Gassen den Hügel aufwärts gehen, wo sich im Winkel zweier kleiner Straßen ein Hof öffnet, in dem unter wildem Wein die Tische stehen. Als ich vor knapp 20 Jahren die New Mill für mich entdeckte, waren die Straßen noch staubig, die Tische aus grobem Holz und von billigen Lichterketten beleuchtet. Hinter schiefen Fenstern werkten zwei Frauen fortgeschrittenen Alters, rührten in Töpfen, füllten Schüsseln und schoben hin und wieder ein paar Teller auf den Tresen. Ein Mann mit grauem Bart und ein adrettes Mädchen brachten die Speisen zu den Gästen. Eine Karte gab es nicht. Es wurde serviert, was die Küche hergab. Die Weine – ein Weißer und ein Roter – stellte man in großen Krügen auf die Tische.

In den Jahren, die seither vergangen sind, hat sich einiges geändert. Die Lichter­ketten wurden durch Ampeln und Lampions ersetzt, Tische und Stühle sind von besserer Qualität, der Hof ist mit Steinplatten sauber ausgelegt, die Gaststube der Taverne hat man bis an die Grenze zur Eleganz umgestaltet. Hinter der nun in schwarzem Eisen gefassten Verglasung werken zwei junge Frauen. Der Hauswein wird nicht mehr aus Krügen, sondern großen Flaschen ausgeschenkt, und alternativ dazu gibt es nun auch Flaschenweine.

Vieles ist jedoch geblieben wie es war. Eine Speisekarte gibt es immer noch nicht, denn wie vor 20 Jahren wird geliefert, was die Küche produziert. Die Betreuung der Gäste erfolgt heute überwiegend durch Andromahdi, kurz Mahdi, die elegante Dame des Hauses, die vor 20 Jahren das oben beschriebene adrette Mädchen war.

Die Art und Machart der Speisen lässt sich kurz beschreiben: Griechisch auf die beste Art. Viel Gemüse, eine große Auswahl der klassischen Pasten, Stifados, so gut, wie man sie selten, vielleicht auch nirgendwo anders kriegt, Fisch und Krustentiere, wenn die Fischer liefern können, alles einfach und einfach wunderbar zubereitet. Diese New Mill Taverne allein ist ein guter Grund für den Besuch von Palairos, das am Festland und deshalb ein wenig abseits der üblichen Segelrouten liegt. Es gibt noch weitere Gründe.

Im schönen Gegensatz zu den Orten auf den Inseln ist Palairos ein vom Tourismus weitgehend unbeherrschtes Städtchen. Die Beherbergungswirtschaft beschränkt sich auf einige Villen und ein paar Dutzend Gästezimmer, mangels Strand gibt es keine Strandhotels, der Hafen bietet wenig Platz für Gastlieger. So richtet sich das Leben in Palairos heute wie damals nach den Bedürfnissen seiner Bewohner und nicht nach jenen der Besucher. Läden mit billigem Schmuck und lustigen T-Shirts fehlen fast völlig, dafür könnte man in Palairos hervorragend Werkzeug für die Gartenarbeit oder Ersatzteile für das Moped beschaffen.

MG Yachts betreibt seit einigen Jahren in diesem Ort abseits des Trubels eine kleine, feine Charterbasis, was Palairos zu einem günstigen Ausgangspunkt für einen Törn im historisch wertvollen Archipel des Ionischen Meeres macht. Attraktiv wird die Basis nicht nur durch ihren im Vergleich zur Mega-Marina in Lefkas viel stilleren Charakter, sondern auch dank ihrer Lage. Während man von Lefkas aus einige Meilen einen Kanal südwärts tuckern muss, um das eigentliche Fahrtgebiet zu erreichen, ist man in Palairos schon mittendrin. Weht ein günstiger Wind aus der üblichen Richtung, rauscht man auf Raumschot- oder Halbwindkurs in einer Stunde nach Meganisi, von wo man sämtliche Inseln im Griff hat.

Wobei man das Ionische Revier bei einem Zeitbudget von – wie es für Charterer üblich ist – ein bis zwei Wochen in zwei Teilen betrachten muss. Einerseits gibt es die südlichen Inseln auf der Strecke Lefkada, Meganisi, Ithaka, Kefalonia und Zakynthos. Vor deren Ostseite entsteht zum Golf von Patras hin ein kleines Binnenmeer. Nördlich von Lefkada werden noch Paxos, Antipaxos und Korfu zu den Ionischen Inseln gezählt. Diese liegen fast schon in der Adria und sind atmosphärisch eine deutlich andere Geschichte.

Den gesamten Revierbericht lesen Sie in der Yachtrevue 1/2024, am Kiosk ab 2. Jänner!

Der komplette Bericht als PDF-Download:

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