Weniger ist mehr

Ein Pärchen aus Tirol segelte auf einem umgebauten Tornado durch die nördliche Adria und genoss die Reduktion auf das Wesentliche

Weniger ist mehr

Blitz, Donner. Blitz, Donner. Auf unserem Tornado ist man umgeben von Aluprofilen, die in direktem elektrische Kontakt mit den Beams und dem Mast stehen, und sitzt auf einem Trampolin, das in gut leitendes Elektrolyt, nämlich Meerwasser, getaucht ist. Da kann Manfred noch hundert Mal sticheln, dass ich anscheinend an einer Blitzallergie leide – ich will das Schicksal nicht herausfordern. Ich bin studierte Physikerin. Wie peinlich wäre es über meiner eigenen Beerdigung zu schweben und meine Kollegen tuscheln zu hören: „Das hätt sie aber schon wissen müssen, dass sie da auf einem Blitzableiter erster Güte hockt …“
Deshalb habe ich darauf bestanden, dass wir uns mit dem Zelt, das wir normalerweise auf dem Kat aufbauen, rechtzeitig auf die alte k. u. k. Mole von Trstenik verziehen. Und nun spielt es Weltuntergang. Obwohl alles sturmfest verspannt ist, spritzt das Wasser ins Zelt. Die Geräuschkulisse ist unglaublich, dicke Tropfen, zeitweise auch Hagelkörner trommeln so laut auf die Plane, dass wir uns nur schreiend verständigen können. In einer kurzen Regenpause bereite ich auf unserem kleinen Kocher eine schlichte Mahlzeit zu, die gegen Hunger und aufkommende Depressionen helfen soll. Dann holt die gewaltige Gewitterfront noch einmal Atem. Wir liegen in unseren Neoprenanzügen auf den Isomatten, schlafen trotz des Lärms irgendwann ein. Im Traum erscheint mir Poseidon. Er schaut grimmig und fragt, was ich hier zu suchen habe.
*
„Small ist beautiful“ lautet seit jeher unser Wahlspruch. Deshalb waren wir mit einem Seekajak in Istrien oder einem Hobie-Tandem-Island zwischen Sardinien und Korsika unterwegs. Mit einem kleinen Boot bist du maximal flexibel und hast die meisten Übernachtungsplätze für dich allein. Diesmal ist ein umgebauter Tornado das Wasserfahrzeug und Kroatien das Revier unserer Wahl. Wir beginnen unsere Reise mit einer Überquerung des Kvarners. Bei Bora bis 30 Knoten sausen wir dahin, die Wellen legen flott an Größe zu und detonieren an unserer Pantry, sprich an der vordersten Kiste auf unserem Leeschwimmer, die mit Küchen-Utensilien gefüllt ist. Unser Ziel ist Liski.

Den gesamten Törnbericht von Marion Fiedler lesen Sie in der YR 05/2015, erhältlich am Kiosk ab 4. Mai!

Weitere Artikel aus diesem Ressort

Ressort Revierberichte
Ablauf. Wer die Stadt Hvar stressfrei genießen will, braucht unbedingt einen guten Plan

Aus dem Nähkästchen

Insider-Tipps. Vielsegler Jürgen Preusser, der das Revier Kroatien seit mehr als vier Jahrzehnten kennt ...

Ressort Revierberichte
Wanderparadies. Die unbewohnte, vor La Paz liegende Isla San Francisco lässt sich zu Fuß bestens erkunden. Die seichte Bucht im Nordosten ist ein beliebtes Ausflugsziel für Segler

Klima-Wandel

Blauwasser. Nach zwei Jahren in Kanada machen sich die Seenomaden auf den Weg in den Süden, segeln nach ...

Ressort Revierberichte
Zahn der Zeit. Zu Kunst in der Landschaft umgearbeitet zeigen sich die verlassenen Bergwerke Elbas. Durch die rostigen Überreste der Miniera del Vallone fällt der Blick auf das strahlend blaue Meer

Toskana maritim

Törnbericht. Zwischen der italienischen Westküste und Korsika liegt eine Inselgruppe mit eigenartiger ...

Ressort Revierberichte
PDF-Download
Stille Tage. Zahlreich sind die idyllischen Ankerplätze im Revier der Ionischen Inseln. Ein besonders attraktiver liegt zwischen Ithaka und der gleich davor liegenden Mini-Insel Limeniskos

Sanft und sicher

Griechenland. Das Ionische Inselreich ist historisch wertvoll und zeigt sich als Fahrtgebiet von einer ...

Ressort Revierberichte
PDF-Download
Sehenswert. Porto Palermo ist eine geschützte Bucht an der Albanischen Riviera. Auf der Halbinsel in ihrer Mitte liegt eine kleine, aber gut erhaltene Festung

Verstecktes Kleinod im Balkan

Nischenprogramm. Albaniens Küsten, die an die Adria und an das Ionische Meer grenzen, werden selten ...

Ressort Revierberichte
PDF-Download
Rückzugsort. Die Bucht Hekla Havn liegt tief im Scoresby Sund und ist in diesem Revier der sicherste Starkwind-Ankerplatz weit und breit

Kalte Leidenschaft

Eiszeit. Das aus Oberösterreich stammende, erfahrene Blauwasserpaar Claudia und Jürgen Kirchberger segelte ...