Dehler 34
Dehler hat das Performance-Cruiser-Konzept vor 30 Jahren erfunden und nun erfolgreich in die Gegenwart transferiert. Dort hat es mehr Berechtigung denn je
Als die neue Dehler 34 im Sommer 2016 vom Stapel lief, bedeutete das für Entwicklungschef Karl Dehler, wie er betonte, die Wiedergeburt einer Legende. Die gleichnamige Vorgängerin segelte einst bei internationalen Regatten regelmäßig aufs Podest, sogar ein Weltmeistertitel konnte eingefahren werden. Obwohl als reinrassiger IOR-Racer konzipiert, entschloss sich die Werft 1986 dieses Modell in einer fahrtentauglichen Version auf den Markt zu bringen, mit komplettem Innenausbau, Kojen, Pantry und Nasszelle. Das war die Geburtsstunde des sogenannten Performance-Cruisers. Das Konzept schlug wie ein Bombe ein und verhalf Dehler zu weltweiter Bekanntheit; die 34er verkaufte sich über 1.300 Mal.
Der Zeitpunkt für die Präsentation der neuen Dehler 34 exakt 30 Jahre nach der Erfindung des Performance Cruisers war nicht nur aus Marketing-Sicht klug gewählt. Dehler hat seine Palette nach Eingliederung der Werft in die Hanse Group mit den Modellen 38, 42 und 46 jüngst komplett überarbeitet und den Begriff Performance-Cruiser auf nahezu perfekte Weise neuinterpretiert. Lohn dafür waren der Titel Europas Yacht des Jahres für die Dehler 38 sowie jeweils eine Nominierung für Dehler 46, 42 und 34.
Performance-Cruiser waren immer Nischenprodukte, liegen aber aktuell total im Trend. Das liegt vor allem an den Rümpfen, deren Heck mittlerweile derart breit ist, dass das Cockpit und die Kojen in den Achterkajüten auch anspruchsvollen Seglern mehr als ausreichend Platz bieten. Schlank blieb hingegen der Vorschiffsbereich, damit die Leistung an der Kreuz nicht leidet. Ein weiterer Grund für den Zulauf durch ambitionierte Fahrtensegler hat mit der Konzeption moderner Fahrtenyachten zu tun. In diesem Segment setzen beinahe ausnahmslos alle Werften auf ein Deckslayout mit kompromissloser Ausrichtung auf kleine Crews, Maximierung der Sonnenliegen und komfortable Aufenthaltsbereiche, die frei von allen segelrelevanten Einrichtungen sind. Diese Entwicklung wird von vielen gutgeheißen – sonst gäbe es sie nicht. Daneben finden sich aber sehr wohl auch Menschen, für die auf einer Yacht tatsächlich das Segeln im Vordergrund steht. Sie wünschen sich effizient angebrachte Beschläge und ein Schiff, das wahlweise gemütlich oder sportlich bewegt werden kann. An diese Zielgruppe (sowie an Regattasegler) richtet sich die aktuelle Dehler-Palette.
Wandelbar, wunderbar
Die Dehler 34 wurde von Judel Vrolijk & Co. konstruiert. Typische Merkmale sind schlankes Unterwasserschiff mit möglichst wenig benetzter Fläche für gute Leichtwindeigenschaften und ein breit ausladender Heckbereich über der Wasserlinie, der letztendlich der Formstabilität zuträglich ist. Das Zeichnen eines modernen, guten Rumpfes ist für Konstrukteure reine Routine und wird vielfach überbewertet. Wichtiger für die Leistungsfähigkeit einer Yacht sind die Kiel- und Ruderkonfiguration, die Steifheit der Konstruktion und, ganz wichtig, das Gewicht. Folgerichtig lag genau darauf das Hauptaugenmerk der Werft. War die Bodengruppe der Ur-Dehler noch mit Stahlträgern verstärkt, übernimmt diese Aufgabe nun der sogenannte Carbon Cage. Er besteht aus einem Spanten-Stringer-Gerüst, das an strategisch wichtigen Punkten mit unidirektionalem Karbon verstärkt wurde. Das erhöht die Steifheit des Rumpfes um 20 Prozent, der Bereich des Mastfundaments (Mast steht am Kiel) ist sogar um 50 Prozent steifer; außerdem spart Karbon bekanntlich Gewicht.