Mensch und Maschine

Demnächst wird beim 35. America’s Cup auf ultraschnellen, foilenden 50 Fuß-Katamaranen eine neue Ära des Segelsports eingeläutet

Mensch und Maschine

Ein Verteidiger, fünf Herausforderer, sechs High-Tech-Katamarane, designt und gebaut von den besten Spezialisten, die es auf diesem Gebiet gibt, zum Fliegen befähigt und drei Mal so schnell wie der Wind. Das ist die Ausgangslage vor dem 35. America’s Cup, der von 26. Mai bis 27. Juni vor Bermuda über die Bühne gehen wird. Seit Mitte April befinden sich alle teilnehmenden Teams vor Ort; jedermann kann die Yachten beim Training am Wasser beobachten, die Glücklichen live, der Rest per Youtube-Video. Auf den ersten Blick gibt es kaum Unterschiede zwischen den 50 Fuß langen Multihulls. Das liegt daran, dass die Konstruktionsvorschriften so eng gefasst sind wie nie zuvor bei einem AC und wesentliche Elemente, wie Rümpfe, Plattform und Segel, als One-Design ausgeführt werden mussten. Umso intensiver wurde dort, wo Gestaltungsspielraum gegeben war, geforscht und gefeilt; vor allem bei den Kontrollsystemen, der Hydraulik sowie der Form der Ruder und Foils galt es Vorteile herauszuholen. Glaubt man Russell Coutts, Chef jener Agentur ACEA (America’s Cup Event Authority), die den 35. America’s Cup ausrichtet und die kommerziellen Rechte daran hält, ist der entscheidende Faktor aber diesmal nicht das Material. Es käme, so der erfolgreichste AC-Segler der Geschichte, vielmehr darauf an, wie es genutzt werde. Ben Ainslie, Führungsfigur des zu den Mitfavoriten zählenden Syndikats Land Rover BAR, stößt in dasselbe Horn, wenn er sagt, dass die Leistungsfähigkeit der Yacht eine Hälfte des Erfolgs ausmache, die Leistungsfähigkeit der Crew aber mindestens genauso wichtig sei. Denn Fehler seien auf den kurzen Kursen kaum wiedergutzumachen.

Gefährliche Mission

Die Menschen stehen also im Mittelpunkt des Geschehens, genauer gesagt jene sechs Mann, die das fast 100 km/h schnelle Geschoss am Wasser bändigen müssen. Jenes Team, das den Kat früher, länger und stabiler zum Schweben bringt und diesen Zustand auch während der Manöver aufrecht erhalten kann, wird im Duell die Nase vorne haben. Da zwei unterschiedlich große Flügelpaare eingesetzt werden dürfen, ist das Foilen auch bei deutlich weniger Wind als bisher möglich. Schlüssel zum Erfolg sind durchgefoilte Wenden und Halsen. Sie verlangen eine sehr komplexe Choreografie, wie bei einem Tanz müssen die Abläufe perfekt aufeinander abgestimmt sein. Eine zentrale Position nimmt dabei der Steuermann ein. Er lenkt nicht nur, sondern verändert auch in enger Zusammenarbeit mit dem Wing-Trimmer per Knopfdruck den Anstellwinkel der Tragflächen – eine schwierige Aufgabe, da sich die Foils auf allen drei Ebenen des Raums bewegen lassen. Wenn er die Lage falsch einschätzt und die Kontrolle verliert, fallen die Rümpfe zurück aufs Wasser und werden wie bei einem Auffahrunfall abrupt abgebremst. Mit entsprechenden Folgen:

Die gesamte Vorschau auf den 35. America’s Cup inklusive einer Kurzvorstellung aller beteiligten Teams findet sich in der Yachtrevue 5/2017, am Kiosk ab 5. Mai!

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