More 55

Ein Charterunternehmen gründet eine Werft und startet mit einer Yacht, die möglichst viele Märkte abdecken soll. Ist der Spagat zwischen sportlichem Racer und bequemem Cruiser gelungen?

More 55

Gemütlich von einer Bucht in die andere schippern, ein bisschen planschen, in der Sonne relaxen und am Abend an der Promenade flanieren – so sieht für die meisten Charterkunden der perfekte Törn aus. Die Yacht ist mobiles Apartment, Segeln Mittel zum Zweck und nicht Ars gratia Artis. Demensprechend sind die am Markt verfügbaren Charteryachten mehr auf Komfort und weniger auf Performance ausgerichtet.
Diese Erfahrung musste auch Einar Halldin, Chef der schwedischen Agentur More Sailing, machen, als er eine Yacht in sein Portfolio aufnehmen wollte, die sportlich segelt, auf den Regattabahnen gute Figur macht, eine Atlantiküberquerung problemlos wegsteckt und dennoch sämtliche Annehmlichkeiten bietet. Sie sollte Platz für zwölf Personen haben, die Sommersaison in Kroatien und die Wintersaison in der Karibik verbringen.
Doch der Schwede wurde nicht fündig. Deshalb schloss er sich kurzerhand mit dem kroatischen Charterunternehmen More Charter zusammen, das eine große Salona-Flotte in der Kremik betreibt, und beauftragte den italienischen Designer Maurizio Cossutti mit der Konstruktion eines 55 Fuß langen Performance Cruisers.

Cossutti, der bereits mehrere Salonas entworfen hatte, ließ sich dafür von der Rumpfform eines TP52 Racers inspirieren. 2009 war Team New Zealand mit einem neuen Boot in den TP52-Rennzirkus eingestiegen, das Cossutti aufgrund seiner innovativen Rumpfform imponierte: Eine schlanke Mitte sorgte dafür, dass die benetzte Fläche beim aufrechten Segeln und bei geringer Krängung gering blieb, zum Heck hin wurde der Rumpf oberhalb der Wasserlinie breiter, während stark abgerundete Soft Chines die Stabilität bei viel Lage verbesserten. Cossutti entwickelte dieses Konzept bei der Open Class 30 Raptor sowie anderen ORC Racern weiter. Die Erfahrungen damit waren so positiv, dass dieses Konzept auch bei der More 55 zum Einsatz kam. Ihr Vorschiff mit leicht negativem Steven und viel Auftrieb im Bug bei gleichzeitig schmaler Wasserlinie unter Wasser ist typisch für einen Racer. Der niedrige Decksaufbau fügt sich harmonisch zum schlanken Rumpf mit leicht positivem Decksprung.

Blickfang

Die elegante Erscheinung zieht schon im Hafen alle Blicke auf sich. Passend zu den sportlichen Linien würde man unter Deck einen spartanischen Innenausbau erwarten. Doch weit gefehlt. Der modern gestylte Salon im luftigen Loft-Stil – ein Zugeständnis an den Chartermarkt – bietet mit zwei Metern Stehhöhe auch schwedischen Wikingern genug Platz. Der Innenausbau in Eiche-Furnier, auf Wunsch auch in Teak, wirkt modern und elegant. Die fünf Doppelkajüten (je zwei im Vorschiff und achtern sowie eine Stockbettkajüte) sowie die drei Nasszellen sind auch für große Crews ausreichend dimensioniert. Zusätzlich kann die Vorpiek wahlweise als Crew-Kajüte (mit eigenem WC und Spüle), Segelstauraum oder Werkstatt genutzt werden.

Den gesamten Fahrbericht lesen Sie in der Yachtrevue 1/2017, am Kiosk ab 2. Jänner!

Der komplette Bericht als PDF-Download:

Weitere Artikel aus diesem Ressort

Ressort Segelboottests
Gute Arbeit. Die französischen Konstrukteure von Berret-Racoupeau haben enorm viel Volumen zu einem eleganten Rumpf mit respektablen Segeleigenschaften geformt

Französische Revolution

Früher Vogel. Die deutsche Werft bringt mit Hanse 360 und 590 zwei Weltpremieren zum Yachting Festival ...

Ressort Segelboottests
Erfolgsformel. Maurizio Cossutti kombiniert einen breiten Rumpf mit reichlich Segelfläche und generiert so hohe Formstabilität, jede Menge Platz und gute Segelleistung

Wettkampftyp

Sieggewohnt. Bavaria gewinnt innerhalb von drei Jahren zum zweiten Mal mit einem Maurizio-Cossutti-Design ...

Ressort Segelboottests
PDF-Download
Wandelbar. Das Marc-Lombard-Design erfüllt in der Basisversion die Anforderungen am Chartermarkt. Wer richtig Segelspaß haben will, sollte sich für das First-Paket entscheiden – damit eröffnet sich eine andere Welt

Everybody's Darling

Beneteau. Die Oceanis 37.1 ist eine ansprechende, vielseitige Yacht, die sich für individuelle Bedürfnisse ...

Ressort Segelboottests
PDF-Download
Designtrick. Riesige Rumpfluken und ein mehrfach gebrochener Freibord verleihen der voluminösen und hochbordigen Yacht ein ansprechendes Äußeres

Hüftgold

Ausgereizt. Die Yachten werden breiter und breiter, Dufour war und ist in dieser Hinsicht Vorreiter. Es ...

Ressort Segelboottests
PDF-Download
Wetterfest. Erstmals ohne Achterstag, dafür mit ausgestelltem Groß. Die jüngste Saffier glänzt nach wie vor bei Wind und Welle, auf heimischen Revieren steht ihr das Plus an Segelfläche besonders gut

Siegertyp

Einstiegsdroge. Die holländische Werft rundet ihre preisgekrönte Daysailer-Modellpalette mit einem modern ...

Ressort Segelboottests
PDF-Download
Optimierungsmaßnahmen. Das neue Riggkonzept sieht einen weit vorne stehenden Mast und eine Genua statt Selbst­wendefock vor. Das wirkt sich positiv auf die Segeleigenschaften aus, wie die Lagoon 51 beim Vergleichstest mit anderen Kats dieser Größe unter Beweis stellte

Schatz der Erfahrung

Feinschliff. Der Weltmarktführer bei den Katamaranen hat die Lagoon 50 durch eine 51er ersetzt. Man ...