Wir haben Fehler gemacht
Alinghi-Boss Ernesto Bertarelli über Vergangenheit und Zukunft im Americas Cup
Ernesto Bertarelli im Interview
Der Streit zwischen Alinghi und BMW Oracle ist nach wie vor nicht ausgefochten, eine endgültige gerichtliche Entscheidung wird für Ende März erwartet. Welche Fehler sehen Sie auf Ihrer Seite?
Wir haben zwei große Fehler gemacht. Wir realisierten nach unserem Sieg am 3. Juli 2007 nicht, dass die Stimmung bei BMW Oracle aufgeheizt war. Anstatt zwei Wochen in die Ferien zu verreisen und alles in Ruhe zu überdenken, legten wir zwei Tage später die Dokumente auf den Tisch. Das war Öl ins Feuer. Jedes Protokoll für einen neuen Cup sorgt für Kontroversen, das war schon immer so. Der zweite Fehler unterlief uns, als wir die Dokumente ausarbeiteten. Wir waren müde, die Rennen zur Titelverteidigung hatten uns viel Energie gekostet. Die Dokumente waren nicht optimal durchdacht, vielleicht waren wir auch arrogant. Wir bereiteten so das Feld für BMW Oracle vor.
Ihr Kommentar zur neuen AC-Klasse?
Wir müssen uns den wirtschaftlichen Bedingungen anpassen. Die neue Bootsklasse wird kleiner sein, als ursprünglich geplant. Die Boote werden in etwa die Größe haben wie beim letzten Cup, also rund 25 m. Aber sie werden bedeutend leichter sein, und jedes Team darf nur ein Boot bauen. Und da die Zeit bis 2010 kurz ist, bleibt auch nicht viel Raum für teure Tests. Wir wollen die Kosten auf ein Drittel oder ein Viertel reduzieren. Mit 20 Millionen Euro kann ein neues Team gut dabei sein.
Gibt es eine solche Budgetvorgabe auch für Alinghi?
Nein, als Titelverteidiger haben wir andere Verpflichtungen, wir sind auch in der Organisation stark involviert. Wir werden ein höheres Budget haben.
Stichwort Finanzkrise. Was sagen Sie zur UBS, einem der Hauptsponsoren Alinghis?
Der Verwaltungsrat, dem ich angehöre, hat die Entscheidungen getroffen, die er fällen musste, einiges entwickelt sich positiv.
Wird Alinghi auch beim nächsten Cup mit dem UBS-Logo segeln?
Das ist offen. Das entscheide nicht ich. Jedes Mal, wenn bei einer Verwaltungsratssitzung das Thema Alinghi diskutiert wird, verlasse ich den Raum.
Der Bund hilft der UBS mit 68 Milliarden Franken aus. Glauben Sie, die Öffentlichkeit würde das goutieren, wenn die Bank nun weiter Geld fürs Segeln ausgibt?
Ich weiß es nicht. Die UBS ist weiter ein Unternehmen, das Interesse an Werbung und Sponsoring hat, gerade jetzt, da sie sich in einer schwierigen Situation befindet.