WSG-Finale Tag 4
Sylvia Vogl/Carolina Flatscher auf Medaillenkurs, Andreas Geritzer nicht im Medal Race, Hagara/Steinacher im Klassement abgerutscht
Es war ein großer Tag für Sylvia Vogl und Carolina Flatscher. Die 470er-Seglerinnen holten bei stürmischem Westwind einen fünften und einen zweiten Platz – perfekter Abschluss für eine konstante Serie, bei der die beiden sieben von acht Wettfahrten in den Top Ten beendet hatten. Sie schoben sich damit im Klassement auf die dritte Stelle und haben für das Medal Race morgen alle Optionen offen.
„Es war der totale Kampf“, schildert eine erschöpfte, aber überglückliche Sylvia Vogl, „wir hatten wirklich viel Wind, noch dazu böig, und wir haben gearbeitet, gearbeitet, gearbeitet. Ich bin gefahren wie in Trance, aber es hat sich gelohnt!“ Die Mädels hatten die Serie mit einem letzten Platz denkbar schlecht begonnen und durften sich keinen weiteren Ausrutscher mehr leisten. „Das schwebte wie ein Damoklesschwert über uns“, gesteht Vogl, „aber wir sind mit dem Druck gut zurecht gekommen. Wenn wir morgen den dritten Platz halten können, wären wir total zufrieden.“
Die Leistung der österreichischen Mädchen ist umso höher einzuschätzen, als sie zu den leichten Teams gehören, die üblicherweise bei Starkwind benachteiligt sind.
Als Führende ins Medal Race gehen die Französinnen Ingrid Petitjean und Nadege Douroux, regierende Europameisterinnen, dritte der WM und Weltranglistenerste.
Nicht unter den ersten Zehn sind Matthias Schmid/Florian Reichstädter, sie beenden die WM als 15.
So groß die Freude bei den 470er-Mädchen, so herb die Enttäuschung auf den anderen Bahnen:
Am schlimmsten traf es Lasersegler Andreas Geritzer. Der Neusiedler, der sich für die World Sailing Games in seinem Heimrevier so viel vorgenommen hatte, vergab endgültig seine Chancen. Er wurde in der sechsten Wettfahrt von der Jury am Wasser wegen Pumpens (= unerlaubtes Beschleunigen des Bootes) disqualifiziert und wird morgen am Medal Race der besten Zehn nicht teilnehmen. Mit Wut im Bauch holte er in den folgenden beiden Wettfahrten einen dritten Platz und einen Tagessieg; das zeigt, was mit freiem Kopf drinnen gewesen wäre, kam aber zu spät. Der Rückstand war nicht mehr gutzumachen, als Zwölfter muss Geritzer morgen zusehen, wenn seine Kollegen um die Medaillen kämpfen werden. Den rettenden zehnten Platz verpasste Geritzer übrigens um einen einzigen Punkt – doppelt bitter. „Ich hab mir das Segeln selber schwer gemacht“, versuchte er eine erste Analyse, „die Taktik viel zu kompliziert angelegt. Jetzt kann ich nur nach vorne blicken.“
Als Führender geht der australische Shooting Star Tom Slingsby ins Medal Race, der 21-jährige hat heuer bereits zwei große Events gewonnen.
Durchwachsen lief es bei den Hobies.
Bei immer stärker werdendem Wind retteten Thomas Zajac und Thomas Czajka in der siebenten Wettfahrt einen achten Platz ins Ziel, Roman Hagara und Hans Peter Steinacher lagen zunächst voran, mussten sich nach einer Kenterung aber als 16. einreihen. Die achte Wettfahrt brachte Platz zehn für Zajac/Czajka und Platz zwölf für Hagara/Steinacher. Im Endklassement macht das die Ränge 7 (Zajac/Czajka) und 9 (Hagara/Steinacher). Damit dürfen beide Mannschaften beim Medalrace antreten, eine Medaille ist aber nur noch für die Youngsters erreichbar.
Die kommentierten ihr Abschneiden heute mit einem Schuss Sarkasmus: „Bei dem starken Wind heute hat sich wieder unser geringes Gewicht bemerkbar gemacht: Wir sind das leichteste Boot im Feld, das ist ein großer Nachteil. Was wir dagegen tun können? Heute Abend ordentlich essen …"
Souverän einmal mehr die Australier Darren Bundock und Glenn Ashby, die mit zwei Tagessiegen einen Vorsprung von 15 Punkten im Gesamtklassement auf die zweitplatzierten Niederländer Mitch Booth/Herbert Dercksen heraussegelten.
Einen ganz schwarzen Tag erwischten Christoph Sieber und Clemens Kruse am 49er. Drei Wettfahrten wurden gesegelt, zwei davon beendeten sie nach Kenterung an letzter Stelle. Macht Platz 14 im Endklassement – auch sie sind morgen nur Zaungäste. An der Spitze behaupteten sich die spanischen Olympiasieger von Athen, Iker Martinez und Xabier Fernandez, die eine beinahe makellose Serie gesegelt waren.
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