Olympia-Bilanz der Segler
Sportdirektor Georg Fundak blickt zurück und nimmt Kurs auf Rio
Nico Delle-Karth und Niko Resch wollen auch in Rio um eine Medaille kämpfen. Ehe das Training wieder losgeht haben sie sich aber eine Pause verdient
Nach den Spielen ist vor den Spielen. Deshalb ist jetzt nicht nur Zeit, eine Bilanz über den Auftritt der rot-weiß-rote Flotte bei den Olympischen Spielen zu ziehen, sondern auch die Weichen für die Zukunft zu stellen. Denn Rio kommt schneller als man glaubt!
 Die Fakten vorweg: Nico Delle Karth und Niko Resch haben sich im Vergleich zu den China-Spielen um vier Plätze gesteigert, waren bis zum Schluss im Medaillenrennen dabei und haben Bronze erst auf der allerletzten Runde verloren. Matthias Schmid und Florian Reichstädter haben sich im Vergleich zu ihrer Olympiapremiere 2008 um 13 Plätze verbessert, segelten bis zwei Wettfahrten vor Schluss auf Podest-Kurs und schafften mit der Qualifikation für das Medal Race und Platz neun das erklärte Ziel. Bei Florian Raudaschl, dem einzigen Amateur im Finn-Profi Zirkus, hingen die Trauben erwartungsgemäß zu hoch, Lara Vadlau und Eva Maria Schimak, wie der Wolfgangseer zum ersten mal bei Olympischen Spielen an der Linie, stand der Lernfaktor im Vordergrund. Die Tatsache, die Qualifikation gemeistert zu haben mag zwar keine Medaille wert sein, der gesammelte Erfahrungsschatz kann in vier Jahren aber Gold, Silber oder Bronze wert sein. Einzig Andreas Geritzer blieb hinter den Erwartungen zurück.
TREND SOLL FORTGESETZT WERDEN
 Team GB war mit einer Gold- und vier Silbermedaillen am öftesten auf dem Olympiapodest präsent, die Engländer hatten in der vierjährigen Vorbereitung mit 27 Millionen Pfund aber auch das größte Budget. Das Geld allein keinen Erfolg garantiert ist hinlänglich bekannt, eine professionelle Vorbereitung muss aber durchfinanziert sein, zumal das Meer nicht vor unserer Haustüre liegt. Die Ursachenforschung der England-Spiele wird noch dauern, allzu lange wird man sich aber mit der Aufarbeitung der letzten vier Jahre und der olympischen Regatta nicht Zeit lassen. Will man den Aufwärtstrend fortzusetzen, sollten die OeSV-Weichen für die Samba-Spiele bereits im Herbst gelegt sein. Zum einen weil ein intensives Reviertraining vor Rio zwingend notwendig sein wird und zum anderen, weil die Möglichkeiten für eine frühzeitige Qualifikation unbedingt genützt gehören. Denn die Weymouth-Regatta hat definitiv bewiesen, dass jene die erst beim zweiten Anlauf über die Qualifikationshürde kamen, den Trainingsrückstand vor Ort nicht mehr wett machen konnten. Und noch etwas hat man im Wettsegeln am Ärmelkanal gesehen: Österreichs Segler haben zwar keine Medaille geholt, aber dennoch den realistischen Ansprüchen entsprochen.
SANTANDER & RIO
 Der Anspruch auf eine Olympische Medaille muss immer wieder auf´s Neue erarbeitet werden. Aufgrund der Komplexität des Segelsports muss man von einem achtjährigen Vorlauf ausgehen. Bei Österreichs Aktiven kommen aufgrund ihres Binnenlandstatus noch zwei Jahre dazu.
 Macht einen Prozess von zehn Jahren, wo mehr oder weniger alles der Materialentwicklung, dem Training und Regattieren untergeordnet wird, um überhaupt eine Chance zu bekommen bei der Musik dabei zu sein. Ausnahmen bestätigen freilich die Regeln, Lara Vadlau könnte eine solche sein. Die Jugend-Olympiasiegerin von Singapur zahlte vor Weymouth Lehrgeld, das war zu erwarten. Genau dieses Lehrgeld soll ihr 2016 etwaige Berührungsängste nehmen und sie abgeklärter an die Sache herangehen lassen. Die erste Bewährungsprobe gilt es freilich schon früher zu bestehen: In Santander (ESP) werden im September 2014 die ersten Quotenplätze für Rio ausgeschüttet. Das Revier an der spanischen Atlantikküste verspricht meterhohe Dünungswellen, eher mehr den weniger Wind und somit exakt das Gegenteil von Rio. Wer die Hürde nimmt, hat Zeit auf eine gezielte Kampagne. Die heimische Flotte die Rio ansteuert wird klein aber fein bleiben. Neben Delle Karth und Resch, sowie dem 470er Duo Schmid und Reichstädter kehrt Sylvia Vogl in den Olympiazirkus zurück, die Oberösterreicherin startet eine Kampagne im Multihull, gleiches gilt für Tanja Frank, die es ebenfalls auf zwei Rümpfen probiert.
Georg Fundak:
 „Wir haben in den letzten vier Jahren viel weitergebracht, unsere Spitzensegler haben sich im olympischen Vergleich stark verbessert. Aber die Arbeit hat diesmal aufgrund verschiedener Umstände (Verletzungen, private Rückschläge) für die erhoffte Medaille nicht ausgereicht. Wir waren 1996 in einer ähnlichen Situation und haben damals die richtigen strategischen Entscheidungen getroffen, um dem Medaillenanspruch umsetzen zu können. Diesen Zustand müssen wir wieder herstellen. Zum einen müssen wir langfristig Denken und in unsere Jugend investieren, zum anderen unser Team für 2016 formieren und zum Gewinnnen pushen. Der olympische Segelsport wird sich deutlich ändern und weiterentwickeln, er soll attraktiver und mediengerechter werden, es wird neue Formate geben und aufgrund der ufernahem Kurse eine noch größere Komplexität hinsichtlich der Windtaktik. Für 2016 kommen drei neue Disziplinen dazu, hier gilt es Trainingsgruppen mit idealerweise drei Booten zu definieren, um sofort mit der Arbeit beginnen zu können. Unsere Weg, den wir im Herbst 2008 eingeschlagen haben, muss abgedatet werden. Wir nehmen aus Weymouth zwar keine Medaillen mit, aber ein hohes Maß an Motivation und Erfolgshunger. Wir sind verpflichtet auch weiterhin um Olympische Medaillen zu kämpfen und diese auch zu holen. Wenn jemand so knapp scheitert, unterstreicht er sein hohes Niveau und bestätigt den Großteil der getanen Arbeit. Nun gilt es an einzelnen Schrauben zu drehen um die fehlenden Prozente rauszuholen. Dies ist eine sehr große Herausforderung, die unsere Segler, das Betreuerteam und die Verbandsführung mit großem Engagement und den notwendigen Konsequenzen annehmen.“