Olympiarevier bleibt eine Kloake

Genau ein Jahr vor den Spielen macht die Wasserqualität in Rio den Seglern nach wie vor große Sorgen

Olympiarevier bleibt eine Kloake

Das Wasser vor Rio de Janeiro, in dem im kommenden Jahr viele olympische Wettbewerbe stattfinden sollen, ist nach Untersuchungen der US-Nachrichtenagentur AP ernsthaft gesundheitsgefährdend für Athleten und Besucher. Demnach sollen in der Guanabara-Bucht hohe Werte von Viren und Bakterien aus Abwässern gefunden worden sein. "In dem ersten unabhängigen umfassenden Test auf Viren und Bakterien an den olympischen Stätten wurden seit März vier Runden durchgeführt", erklärte AP heute (30.07.15).
Die Ergebnisse hätten internationale Experten alarmiert und Athleten, die in Rio trainierten, bestürzt. Einige von ihnen seien bereits krank, schrieb die Nachrichtenagentur und zitierte Ivan Bulaja. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine Menge Sachen in deinen Körper kommen, wenn du darin schwimmst und das Wasser in deinen Mund oder deine Nase gelangt." Es sei die schlechteste Qualität, die er in seiner Karriere bislang vorgefunden habe.
"Was man dort vorfindet, ist eigentlich ungeklärtes Abwasser", zitierte AP den Marine-Biologen John Griffith vom unabhängigen Southern California Coastal Water Research Project. Er hatte die Protokolle, Methoden und Ergebnisse des AP-Tests untersucht. Der Präsident des brasilianischen olympischen Komitees hatte jüngst ein sauberes Segelrevier versprochen. Sollte sich die Wasserqualität dort nicht verbessern, müssten die Regatten der Olympischen Spiele 2016 an anderer Stelle stattfinden, hatte der Wettbewerbschef des Internationalen Segelverbandes, Alastair Fox, bereits im April gewarnt.
IOC-Präsident Thomas Bach bezeichnete am Mittwoch die Reinigung der stark verschmutzten Guanabara-Bucht als eines der größten Probleme der Gastgeberstadt. "Es geht um die Sicherheit und die Gesundheit der Athleten", sagte Bach.
Generell attestierte der 61-Jährige den Ausrichtern große Fortschritte auf dem Weg zu den Spielen. Es gelte jedoch, "keine Zeit zu verlieren". "Das Organisationskomitee hat die Herausforderungen erkannt. Dies ist der erste und wichtigste Schritt, um die Hindernisse zu überwinden", sagte Bach.
Seit Jahren hält das Abfall-Problem die Olympiamacher in Atem. Etwa 70 Prozent des Abfalls der Stadt landen in der Meeresbucht. Immer wieder waren in der Vergangenheit unter anderem tote Tiere, entsorgte TV-Geräte und Möbelstücke in den für Olympia vorgesehenen Gewässern aufgetaucht. Auch multiresistente Keime wurden dort schon festgestellt. Der Segel-Weltverband ISAF hat wegen der massiven Verschmutzung bereits mehrfach seine Besorgnis zu Protokoll gegeben.

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