Elan GT6

Das neue Flaggschiff der slowenischen Werft entstand unter Mitarbeit des österreichischen Designstudios F. A. Porsche, das erstmals an einer Segelyacht Hand anlegte

Elan GT6

Kreativität im Yachtbau ist heute wichtiger denn je. Bei der Entwicklung neuer Motorboote reden Designer seit Jahren ein gewichtiges Wörtchen mit, mittlerweile sind sie auch im Segelyachtbereich angekommen. Gutes Beispiel für diesen Trend ist die Elan GT6. Es handelt sich dabei um das zweite Modell der GT-Linie, wobei GT für Gran Turismo steht – eine Bezeichnung, die aus dem Automobilsektor kommt, und für luxuriöse Ausstattung, sportliche Segeleigenschaften und maximalen Komfort an sowie unter Deck steht. Im Gegensatz zur Vorgängerin GT5 (Test: YR 4/2017), die auf dem Rumpf der Elan 400 (E5) basiert, ist die GT6 eine komplette Neuentwicklung.

Die Konstruktion stammt wie gewohnt von Rob Humphreys, für das Innen- und Außendesign engagierte man das Studio F. A. Porsche, das man aufgrund von Kooperationen aus dem Skibereich kannte und schätzte. Marko Skrbin, Direktor der nautischen Division von Elan, erzählte im Vorfeld des Tests, dass die optische Gestaltung einer Segelyacht absolutes Neuland für die Designer von Porsche gewesen wäre und diese vor ungeahnte Herausforderungen gestellt habe. Im Nachhinein, so Skrbin, schätze er vor allem den frischen Blickwinkel: „Die Porsche-Leute haben uns in vielen Bereichen die Augen geöffnet, aber auch Ideen geliefert, die so verrückt waren, dass wir sie beim besten Willen nicht umsetzen konnten.“ Als Beispiel nennt er die Winschen: „Die hätten sie am liebsten in den Sülls versenkt, was aber naturgemäß keine so wahnsinnig gute Idee gewesen wäre …“ Letztendlich überwogen laut Skrbin jedoch die positiven Aspekte in der Zusammenarbeit, wie gegenseitige Inspiration, Kompromissbereitschaft und beidseitige Zufriedenheit.

Durchgestylt 1

Rob Humphryes hat wenig überraschend einen Rumpf mit bis weit nach vorne verlaufenden Chines plus Doppelruderanlage gezeichnet. Der Unterwasserbereich blieb von den Porsche-Designern unangetastet, doch bei der Gestaltung der Rumpffenster, dem Kajütaufbau und der Höhe des Freibords redeten sie ein gewichtiges Wörtchen mit. So haben die Rumpfluken eine spezielle geometrische Form und wurden zudem in einer Art Vertiefung platziert, die sich fast über die gesamte Länge des Bootes erstreckt. Mit dieser Maßnahme, die den Freibord insgesamt niedriger erscheinen lässt, schuf man die Voraussetzung für das ehrgeizige Ziel, der GT6 die Silhouette einer Megayacht zu verleihen: Der Kajütaufbau endet vor dem Mast, der komplette Vorschiffsbereich erhielt ein Flushdeck. Das Problem, das es dabei zu umschiffen galt, war die Stehhöhe in der Eignerkajüte vorne, wobei man es letztendlich auf respektable 1,88 Meter brachte. Ein optisches Highlight ist die Badeplattform, deren Unter- beziehungsweise Außenseite gewölbt ist. Das kennt man von modernen Autos, im Yachtbau gibt es so etwas sehr selten (wenn man von Frauscher-Motorbooten absieht). Den Designern gefällt es, weil sich je nach Blickwinkel entweder das Wasser oder der Himmel darin spiegeln. Eine Spielerei, aber in einer Zeit, wo jeder immer und überall nach einem cooles Fotomotiv sucht, ein tolles Extra.

Auch im Cockpit ist die Handschrift der Designer spürbar. Die seitlich frei tragend ins Cockpit ragenden Steuersäulen verwendet Elan seit langem, neu sind hingegen die hinter den Rädern montierten Sitzbänke, die seitlich fixiert sind und daher über dem Boden zu schweben scheinen. Auch die Funktionalität kommt nicht zu kurz: Sie bieten Stauraum und Platz für einen Freiluftgrill.
Bezüglich Winschen-Position haben sich (zum Glück) die hauseigenen Spezialisten durchgesetzt: Fallen, Strecker und Schoten werden unter Deck bis zu den auf Höhe der Seitendecks montierten Rädern geführt und in einer Klaviatur von Hebelklemmen belegt.

Den gesamten Fahrbericht lesen Sie in der Yachtrevue 10/2020, am Kiosk ab 2. Oktober!

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