Garcia Explocat 52

Segeln in polaren Gewässern ist zweifellos eine Herausforderung. Mit dem Alukat der französischen Werft lässt sich aber auch ein Abstecher in die Kälte komfortabel bewerkstelligen

Garcia Explocat 52

Die in Cherbourg in der französischen Normandie gelegene Werft Garcia Yachts fertigt seit 1974 Yachten aus Aluminium, vorzugsweise für den harten Einsatz auf allen sieben Meeren. Im Programm hat man Serien-, Semi-Custom- und Custom-Yachten, Mono- und Multihulls sowie Trawler. Vor elf Jahren schlossen sich Allures, Garcia und Outremer zur Grand-Large-Yachting-Gruppe zusammen. Geballte Blauwasserkompetenz unter einem Dach sozusagen. 2016 kaufte man zudem die amerikanische Luxuskat-Werft Gunboat und errichtete eine neue Werft in La-Grand-Motte in Südfrankfreich. Mittlerweile sind mit Alumarine, Ocean Voyager und RM Yachts drei weitere Hersteller zu Grand Large Yachting gestoßen.

Eine der bekanntesten und zugleich erfolgreichsten Yachten von Garcia Yachts ist die Exploration 45. Bei der Konzeption brachte der legendäre ARC-Erfinder Jimmy Cornell zahlreiche Ideen ein und erwarb die Baunummer 1, ein weiterer prominenter Eigner ist Pete Goss. Ältere Leser erinnern sich vielleicht: Goss hatte bei der Vendée Globe 1996 den Italiener Raphael Dinelli aus seiner Rettungsinsel gefischt. Zuletzt ging er mit seiner Frau auf einer Exploration 45 auf große Fahrt; eine andere Form von Abenteuer.

Trend zu zwei Rümpfen

Katamarane setzen sich mehr und mehr auch im Blauwassersegment durch, das zeigte sich unter anderem bei der ARC 2020, wo der Anteil der Multihulls 28 Prozent betrug. Diese Entwicklung zeichnet sich seit geraumer Zeit ab, deshalb fasste man bei Garcia Yachts bereits 2016 den Entschluss, einen robusten, schnellen Blauwasserkat zu bauen, mit dem man auch abgelegene, schwierige Gebiete sicher besegeln kann. Während die Rümpfe eines Katamarans, der in GfK-Sandwichbauweise gefertigt wurde, vergleichsweise verletzlich und daher für Extrem-Ausflüge weniger geeignet ist, scheint der aus Alu gebaute Explocat 52 genau dafür maßgeschneidert zu sein. So besteht das Unterwasserschiff aus 12 mm dicken Aluplatten, über der Wasserlinie verringert sich die Stärke auf zehn beziehungsweise mindestens fünf Millimeter in der Plicht. Die Kielbereiche sind zum Trockenfallen konfiguriert. Der Prop sitzt gut geschützt zwischen Kiel sowie Skeg und den NACA-Profil-Rudern, wobei der untere Teil der Alu-Ruder eine Art Crashbox oder Sollbruchstelle aufweist. Einen weiteren wichtigen Beitrag zum komfortablen Segeln in rauen Gefilden liefert der vergleichsweise hohe Freibord, der deutlich über der geforderten Norm liegt, andere Sicherheitsfeatures sind wasserdichte Schotten im Bug- und Heckbereich sowie über der Wasserlinie eingepasste Seeventile. Rümpfe, Wände, Aufbau und sogar der Fußboden sind isoliert und schützten somit vor Hitze wie Kälte gleichermaßen. Und wie bei allen Yachten der Exploration-Linie bestehen Kajütdach und Hardtop aus GfK, was Gewicht spart und der Isolierung zuträglich ist. Apropos Gewicht: GfK-Yachten unter 14 Meter Länge sind leichter als Alu-Yachten, jenseits dieser Grenze verschiebt sich das Verhältnis zugunsten von Alu. Im konkreten Fall ist der Explocat 52 mit 18,9 Tonnen etwa so schwer wie ein gleich großer GfK-Kat.

Wunschkonzert

Bei der Gestaltung von Cockpit und Salon hat der Eigner dank Semicustom-Konzept reichlich Mitspracherecht. Beim Testboot wurde das auch genutzt. Normalerweise wird der Explocat mit einem schwenkbaren Rad ausgestattet, dann befindet sich der Steuerstand – wie bei vielen Kats üblich – in leicht erhöhter Position direkt hinter dem Kajütaufbau. Bei diesem „pendulum helm system“ lässt sich das Rad in zwei Stellungen fixieren: In erhöhter Position für perfekte Rundumsicht – ideal bei Schönwetter oder Hafenmanövern – oder tief hinuntergeklappt, sodass der Steuermann perfekt geschützt vom Cockpit aus steuern kann und durch das Salonfenster nach draußen sieht. Dem Eigner des Testschiffs sagte dieses Konzept aber nicht zu, er orderte statt dessen zwei Steuerstände achtern. Geschmäcker und Lenkgewohnheiten sind eben verschieden.
Das Deckslayout ist so konzipiert, dass der Kat problemlos solo bewegt werden kann. Position und Größe der Winschen sind gut gewählt und alle relevanten Leinen vom achteren Cockpit aus bedienbar. Zusätzliche Winschen für Fallen und Strecker, die man weniger oft benötigt, sind im Frontcockpit montiert, das man über eine wasserdicht verschließbare Türe erreicht. Das Testschiff war mit dem aufpreispflichtigen Karbonmast ausgestattet, der ebenfalls aus Karbon bestehende Bugsprit für Code 0 und Gennaker stammt vom Konzernschwester-Boot Outremer 5X, ebenso die Rudermechanik. Feine Sache, wenn man Synergien auf höchstem Niveau nutzen kann.

Den gesamten Fahrbericht lesen Sie in der Yachtrevue 6/2021, am Kiosk ab 4. Juni!

Der komplette Bericht als PDF-Download:

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