Winni Puuh van der Wasserbomb

Bei Traumwetter ist es kein Kunststück, Kinder bei Laune zu halten. Richtig bärig wird das Wunder Familientörn erst bei Schwerwetter

Winni Puuh van der Wasserbomb

Natürlich tragen die Skipper die alleinige Schuld am wetterbedingten Desaster. Widerspruch zwecklos, weil die protestierende Kindermeute von der Müttergewerkschaft nicht nur unterstützt, sondern sogar aufgehetzt wird.

Was nun? Die Wellen werden höher, der Himmel finsterer, die Böen heftiger, die Schauer häufiger, die Blitze kommen näher. Den Skippern und ihren männlichen Komplizen bleibt nichts anderes übrig, als die Situation zu verblödeln, um ihr so den Schrecken zu nehmen.
Diplomatische Väter sollten das Verblödelungsmanöver aber nicht auf meine Weise beginnen: „Seht nur! Die schwarze Wolke schaut so bös drein wie die Mumama.“ (Der Begriff Mumama unterscheidet die Großmutter mütterlicherseits von der Omama skipperlicherseits.) Meine strunzdumme Wortspende verursachte ein Parallel-Gewitter in der partnerschaftlichen Troposphäre.

Mit der genialsten Idee, die je ein Segler hatte, zog Gerhard meinen Kopf aus dieser Schlinge: Er begann den Wellen Namen zu geben. „Karambollow, der wurzelige Runzelbrummer“ lautete seine erste Schöpfung. Sofort verschwand das blasse Grün aus den Gesichtern der Kinder. Schrummballerich von Bubbelgrunz überrollte seinen Vorgänger Gurglomir Gischtakowitsch – und die Kinder johlten vor Vergnügen. Platscheslaw Flutschakowski klatschte gegen die Bordwand. Lord Fitzbrobbler of Drumblechester schrubbte unser Vordeck. Kurz hatte ich die Hoffnung, dass auch Frau Gemahlin mitspielt, aber leider war „Reffdochendlich du Trottel“ kein Wellenname, sondern eine mehr oder weniger freundliche Bitte.

Erst als ein Vierjähriger mit „Winni Puuh van der Wasserbomb“ einen Volltreffer landete, brach das Eis. Nach einer Stunde wurde eine Welle „Kümmerlich, der Zwergenkönig“ getauft. Auch die Mumama-Wolken zogen ab. Gewitter aus. Alle – auch die Mütter – waren jetzt sogar ein bisserl traurig.

Am Tag nach dem Schirokko-Gewitter kam die Bora. Es wurde kalt in diesem Land. „Warum segeln wir nicht nach Afrika?“ schlotterte eines der Mädchen. Der Vierjährige antwortete: „Weil wir keinen Knüppel und keine Kasperlmütze haben.“ Wir Erwachsenen standen vor einem Rätsel. „Ihr seid so doof“, lachte uns die Zwölfjährige aus. „Krokodile kann nur der Kasperl mit dem Knüppel besiegen. Weiß doch jedes Baby.“

Der Krokodil-Experte war nicht immer so gut drauf. Beim Bora-Indoor-Programm zog er sogar der ihm wohlgesonnenen Zwölfjährigen den Nerv: „Papa, haben wir auch eine Lachgasflasche an Bord, damit der endlich aufhört zu plärren?“ Eines der Mädchen versuchte den Miniatur-Kobold mit strategischer Psychologie zu besänftigen: „Du musst lächeln – du kannst sie nicht alle ermorden.“
Schließlich beschlossen wir, dem kalten Wind zu trotzen. Leider produziert die Bora keine benennbaren Wellen, dafür aber Böen. Wir Männer erfüllten die Reffwünsche der Frauen daher vorauseilend gehorsam. Prompt protestierte ein Jungwikinger: „Papa, soll ich den Anker aufholen?“ Die Halbwüchsigen wehrten sich überheblich gegen mütterliche Bekleidungsvorschriften. Mister Ultra Cool im T-Shirt: „Ich bin geimpft, mein Pullover nicht.“ Miss Fahrenheit in Hot Pants: „Meine beste Freundin heißt Antibiotica.“

Der Kobold beendete seine Trotzphase abrupt, ließ sich ins Ölzeug beuteln, legte die Rettungsweste an, kletterte an Deck, streichelte seinen Teddy und sagte: „Keine Angst, Winni Puuh, ich bin bei dir!“

Leider erwischte die Erkältung ausgerechnet den Teddyschützer. Mamas Befehl folgte: „Trink den Hustensaft!“ Doch das Schwerwetter hatte aus dem Brüllaffen einen Mann gemacht: „Nein, Mama. Ich kann schon ohne Saft husten.“

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