Anstrengender Morgen und etwas Konsolidierung

Viel passiert heute Morgen, schon vor Sonnenaufgang startete reichlich
Action. In der Nacht haben wir uns der Front genaehert,sie war schwach
ausgepraegt und als der Wind konstant auf 285 gegangen war haben wir
gewendet. Innerhalb von Minuten hat er auf 225 zurueckgedreht und wir
haben wieder zurueckgewendet. Wenden ist nicht schwierig, aber doch
erheblicher Aufwand an Bord einer Class40 Yacht. Im Schiff muessen die
Schlaefer alarmiert werden, damit sie auf die neue Luvseite umziehen.
Einer der Schlaefer muss sich um den Wasserballast kuemmern und diesen
durch ein dickes Rohr, quer durchs Schiff auf die Leeseite rutschen
lassen. Erst dann koennen wir an Deck das Schiff wenden. Dann muss noch
der Wasserballast in Luv aufgefuellt und Reste von Wasser in
Leeabgelassen werden. Nach zwei weiteren Stunden mit Wind von Backbord
war der Dreher dann fix und wir gingen endgueltig auf den neuen Bug.

Um vier wurde ich wieder geweckt, ein Gewitter stand direkt vor uns, die
Ausmasse unuebersehbar. Da das Wasser flach und wenig Regen unter der
Wolke zu erkennen war, erwartete ich etwas Ausfluss von Kaltluft, nicht
jedoch in Sturmstaerke. So war es dann auch, ein paar kurze Boen mit
27kn, als wir gerade noch ein Reff einlegen wollten, war der Zauber auch
schon vorbei und wir durch die Gewitterfront hindurch. Die naechsten
Gewitterlinien waren im Westen schon in Sichtweite. Der Wind legte
diesmal schon vor dem Gewitter zu und wir wechselten von der Genua auf
das kleinere Stagsegel. Ich war gerade am Vordeck und band die Genua
fest, als uns die erste Boe mit fliegendem Wasser traf. Zu unserem
Glueck drehte der Wind etwas weiter nach NW und wir konnten in
stoemendem Regen mit viel Gischt in Gleitfahrt die Front abreiten (mit
ein paar Ausrutschern und viel Geruettel im Schiff).

Obwohl die optimale Route weiter nach Norden geht, haben wir uns wegen
des herannahenden Tiefs entschlossen etwas konservativer zu segeln und
nach SW statt W zu fahren. Das Tief hat in jedem Durchlauf des GSF
Wettermodells seine Gestalt veraendert und wird von den Meteorologen als
komplex und mit der Bildung eines Randtiefs bezeichnet. Vermeiden kann
es die gesamte Flotte nicht, aber wir muessen nicht in die Dicke Mitte.
Ausserdem konsolidieren wir mit dem Schlag nach SW auch unsere Position
zur Flotte etwas.

Interessanter Weise ist die Müllproblematik nun auch in Brüssel (liest
Bruessel eventuell meinen Blog :-) ) angekommen und mir wurde von der
WDCS www.wdcs.org mitgeteilt, dass eine EU Arbeitsgruppe im nächsten
Jahr festlegen soll wie viel Müll dem Meer nicht schadet (sic!). Ziel
ist es bis 2020 einen guten Umweltzustand im europäischen Meer
herzustellen und dazu gehört auch eine Reduktion von Müll. Ich bin sehr
gespannt ob der Müll in den nächsten Jahren weniger wird und werde meine
Beobachtung der WDCS mitteilen. Hoffentlich sehe ich in Zukunft wieder
mehr Vögel als Plastik. Ich frag mich nur, schadet nicht jeder Muell dem
Meer und koennen Buerokraten so etwas festlegen?

Jetzt erleben wir traumhaftes Schoenwettersegeln, Halbwind bei 15kn,
warmes Wetter. Unser letztes Frischfleisch, Steaks,

wird heute gebraten, dann steigen wir um auf gefriergetrocknete Nahrung
und der Kuehlschrank kann demnaechst eingemottet werden.

Schoenen Abend
Andreas

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