Unterwegs
April 2021: Die persönliche Monatsbilanz von Roland Duller
Reisefrust. Dienstreisen waren mein täglich Brot und nicht immer so lustig, wie andere glauben wollten. Vor genau einem Jahr war ich felsenfest davon überzeugt, dass eine Reise-Reduktion meinem Wohlbefinden zuträglich wäre. Fluglinien, die ihre Passagiere wie Ölsardinen behandeln, Abflugzeiten, die als grobe Richtlinie interpretiert werden, Flugstreichungen, über die einen keiner informiert – da kann einem die Lust am weitreichenden Ortswechsel schon abhanden kommen. Mein letzter Flug fand Ende Oktober 2020 statt. Seitdem herrscht Funkstille. Alles, was wir geplant hatten, musste abgesagt werden, vom Seychellen-Törn im November bis zum Saisonauftakt Ende März. Mittlerweile macht sich bei mir geradezu Sehnsucht nach einer Dienstreise breit.
Reiselust. Freu mich daher, dass ich mein Büro endlich wieder mal für einen Arbeitstag am Wasser verlassen kann. Exotisch ist die Destination allerdings nicht, düse an den Attersee, wo im UYCAS neuartige autonome Regattabojen vorstellt werden. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und beißend kaltem Wind lausche ich den Ausführungen der Smartmark-Delegation; mein tiefster Respekt gilt dem aus Hamburg stammenden Chef der Firma. Der steigt beim Slippen der 84 kg schweren Boje mit Jeans bekleidet bis über die Knie in den gerade nicht zugefrorenen Attersee, tauscht daraufhin die klatschnasse Hose gegen Bord-Shorts und referiert dann mit nackten Waden stundenlang über sein Produkt, während ich in Fleece-Unterwäsche und Segel-Zweiteiler unauffällig vor mich hinschlottere. Endlich wieder was erlebt auf Reisen. Luft nach oben gibt es aber noch.