Etappe 7 vor Miami gestartet
VOR: Vier Teams kämpfen auf dem letzten langen Teilstück um den Gesamtsieg
Das Volvo Ocean Race bleibt spannend, vier Teams haben noch Chancen auf den Gesamtsieg, nur 14 Punkte trennen die viertplatzierte Puma mit US-Skipper Ken Read vom spanischen Spitzenreiter Telefoníca, wo Olympiasiegers Iker Martínez das Sagen hat.
Derzeit läuft die siebten Etappe, sie wurde am 20. Mai in Miami/USA gestartet und führt über 3.590 Seemeilen auf dem Nordatlantik in die portugiesische Hauptstadt Lissabon, die in elf Tagen erreicht werden soll. Davor gab es das Hafenrennen, das mit einfacher Punktwertung ins Gesamtklassement einfließt. Auf dem Dreieckskurs war es drunter und drüber gegangen. Beinahe jedes Boot hatte mindestens einmal in Führung gelegen, die Top-Favoritin Telefoníca an der ersten Bahnmarke. Doch für den vielleicht besten aller Teilnehmer in kurzen Rennen, den 49er-Golmedaillengewinner von 2004, Iker Martínez, kam es am dicksten. Als sich die Volvo-70-Yachten in der Flaute kaum noch bewegten, berührten die Spanier eine Wendetonne und mussten einen Strafkringel drehen. Damit landete Telefoníca abgeschlagen auf den letzten Platz noch hinter dem sonst chancenlosen chinesischen Team Sanya von Mike Sanderson.
Vorne zeigte Matchrace-As Ian Walker seine Klasse und steuerte Abu Dhabi vor Groupama bereits zum dritten In-Port-Sieg. Mehr als Kosmetik war es für die Gesamtfünfte, die 91 Punkte hinter der Spitze liegt, aber nicht.
Auch der Start der letzten langen Hochseeetappe verlief zäh, eine schwache, stark drehende Brise machte den Auftakt des siebten und damit drittletzten Teilstücks um den Globus zur Flautenschieberei. Meist führte Ian Walker mit Abu Dhabi, die als Erste ein Band von Seetang teilte und sich den Golfstrom zunutze machte. Aber es dürfte noch ganz anders kommen: „Alberto“ heißt der erste Tropensturm dieser Hurrikansaison und er könnte das Feld am Dienstag treffen. Wer das Tiefdruckgebiet auf der günstigen Seite erwischt, wird von ihm nach Nordosten katapultiert. Auf der anderen Seite, wo der Wind gegen den Golfstrom steht, drohen extrem steile Wellen mit Gefahr von Materialbruch.
„Alberto ist der vorentscheidende D-Zug nach Europa“, meint auch Navigator Tom Addis, Schlüsselfigur der beiden vorangegangenen Etappensiege seines Teams Puma Ocean Racing, das die Hoffnung auf den Gesamtsieg noch nicht aufgegeben hat. „Der Rückstand auf die drei Führenden ist so gering geworden, dass wir es aus eigener Kraft schaffen können. Das stärkt unser Selbstvertrauen zusätzlich“, sagte der Deutsche Vorschiffmann Michi Müller vor der Abreise. Sein Job könnte noch einmal zum Vollwaschgang werden, wenn die prophezeiten Bedingungen eintreten. „Alberto“ enthält am Kern derzeit Windstärke neun. „Diesem Sturm ist mit höchstem Respekt zu begegnen“, warnt Regattameteorologe Gonzalo Infante.
Zwei Tage vor dem Start waren noch einmal die traurigen Erinnerungen an die Transatlantiketappe des Volvo Ocean Race 2005-06 wach geworden. Am 18. Mai vor sechs Jahren war der Niederländer Hans Horrevoets von Bord der ABN AMRO TWO gespült worden, als sich das Schiff mit dem Bug in eine Welle bohrte. Der Crew gelang es damals zwar in fünf Meter hoher See, ihn nach 40 Minuten wieder zu finden und zu bergen. Doch eine Reanimation schlug fehl. Der damals 32-Jährige war seit der Regattapremiere als Whitbread Race 1973 der fünfte Teilnehmer, der sein Leben auf See ließ, aber der erste und einzige auf den modernen Yachten der jetzigen Bauart.
Ergebnis des In-Port Race Miami:
1. Abu Dhabi (Ian Walker/Abu Dhabi) 1 Std., 14 Min, 14 Sek/6 Punkte
2. Groupama (Franck Cammas/Frankreich) 21 Sek. zurück/5 Punkte
3. Puma (Ken Read/USA) 1Min, 55 Sek. zurück/4 Punkte
4. Camper (Chris Nicholson/Neuseeland) 2 Min, 3 Sek. zurück/3 Punkte
5. Sanya (Mike Sanderson/China) 2 Min, 49 Sek. zurück/2 Punkte
6. Telefoníca (Iker Martínez/Spanien) 6 Min. 21 Sek. zurück/1 Punkt