Moody 41DS

Der Mensch neigt dazu, vorschnell ein Urteil zu fällen. Im Fall der Moody 41DS wäre das ein besonders fataler Fehler, sie sollte deshalb unbedingt probegesegelt werden

Moody 41DS

Die zur Hansegroup gehörende englische Traditionsmarke Moody genießt innerhalb des Unternehmens eine Sonderstellung. Nach der Übernahme durch Hanse Yachts, der damals noch das Kreativgenie Michael Schmidt vorstand, achtete man bewusst darauf, das Image der exklusiven Blauwasseryachten zu erhalten, war sich aber zunächst über die prinzipielle Ausrichtung noch nicht ganz im Klaren. Gestartet wurde mit Moody 41AC und 45AC, zwei Achtercockpityachten im klassischen Stil. Das war insofern innovativ, als Hanse damit neben X-Yachts die einzige Werft war, die Langfahrtyachten mit Achter- statt dem damals noch beliebten Mittelcockpit im Programm hatte.

Richtig Aufsehen erregte Schmidt mit der Moody 45DS. Die erste Decksalonyacht in der Hanse-Ära wurde 2008 vorgestellt und schaffte es ins Finale der Wahl zu Europas Yachten des Jahres. Die Jury zeigte sich von der Radikalität des Konzepts überrascht, nach kontrovers geführter Diskussion reichte es knapp nicht zum Sieg. Auch am Markt gelang der Durchbruch nicht. Trotz vieler Vorzüge – inklusive akzeptabler Segeleigenschaften, die ihr übrigens kaum einer zugetraut hatte – wurde sie kein Bestseller. Die Zeit, das wissen wir heute, war noch nicht reif für dieses Produkt. Die 2012 präsentierte und ähnlich konstruierte Moody 54DS fand hingegen großen Anklang, auch wenn es sich um ein Nischenprodukt handelte. Damit hat die neue Moody 41 DS einen erheblichen Startvorteil, denn das Konzept ist nun bestens bekannt. Zudem beherrscht Bill Dixon, der auch die anderen Moodys gezeichnet hat, die Formensprache aus dem Effeff und weiß die Weiterentwicklungen im Rumpfdesign, etwa die breiten Hecks und Chines, perfekt umzusetzen.

Klare Strategie

One-Level-Living ist das Schlagwort, unter dem Moody das Decksalon-Konzept vermarktet. Das ist eine treffende Formulierung, um zu verstehen, wie das Wohnen und Segeln auf dieser Decksalonyacht tatsächlich funktioniert, muss man aber an Bord gehen. „Drei bis vier Jahre hat es von der Idee bis zur Fertigstellung der Yacht gedauert“, erzählte Maxim Neumann von Hanse Yachts im Rahmen der Testfahrten. Denn während die Konzeption einer herkömmlichen Yacht vergleichsweise locker von der Hand geht, ist das Fehlerpotenzial bei der Entwicklung einer Decksalonyacht höher. Die lange Nachdenkphase hat sich aber ausgezahlt. Salon und Plicht liegen auf einer Ebene und sind durch eine Schiebetüre getrennt. An Backbord gibt es zudem eine riesige Luke, die Richtung Cockpit aufgeklappt werden kann und so für ein noch großzügigeres Raumgefühl sorgt. Die Idee ist nicht neu, stammt aber aus dem Motoryacht-Genre. Genial ist das Hardtop inklusive textilem Schiebedach über dem Cockpit: Mit einem Handgriff kann man die Plicht vollkommen beschatten oder das Schiebdach öffnen und die Sonne genießen. Kein Vergleich mit den sperrigen, uneleganten Biminis, wie man sie von konventionellen Yachten kennt.

Ähnlich funktionell präsentiert sich die Kajüte. Sie ruht auf vier Alustützen, was dem Konstrukteur die Installation einer Rundumverglasung mit 360-Grad-Aussicht ermöglichte. Das freut nicht nur die Mitsegler, sondern auch den Steuermann, der sich eine Etage über dem Cockpitboden befindet und aus jeder Position freie Sicht in alle Richtungen hat. Im Stehen blickt er über die Kajüte in die Segel, sitzt er auf den hinter den Rädern positionierten Klappbänken, kann er durch die Rundumverglasung der Kajüte nach vorne schauen und die Fäden im Vorsegel beobachten. Das muss man erst einmal hinkriegen. Der Steuerstand liegt am Niveau der Seitendecks, womit man ein weiteres Feature aus dem Motorbootbereich, nämlich das Walkaround-Cockpit, auf eine Segelyacht transferiert hat.

Die riesige Badeplattform lässt sich manuell oder elektrisch (Option) bewegen. Im abgesenkten Zustand gewährt sie Zugang zu einem großen Nassstauraum, der auch von oben über eine zwischen den Rädern positionierte Luke erreichbar ist. Die Seitendecks sind breit, ein rund dreißig Zentimeter hohes Schanzkleid inklusive massiver Seereling mit Nirohandlauf gibt beim Weg aufs Vorschiff ein Gefühl von Sicherheit. Vorne am Kajütaufbau findet sich eine Ausnehmung für Sonnenliegen inklusive Sitzbank, bei Nichtverwendung stapelt man die zahlreichen Pölster in die riesigen Backskisten. Zusatzsegel wie Gennaker & Co. können im Segelstauraum hinter dem Ankerkasten gelagert werden. Alles sehr praktisch und komfortabel.

Klare Ausrichtung

Obwohl er die Moody 41 D als Decksalonyacht konzipierte, waren Bill Dixon die Segeleigenschaften ein großes Anliegen, gleiches gilt für die Bedienbarkeit durch eine kleine Crew sowie Solotauglichkeit. Im Fall des Testschiffes wurde die serienmäßige Selbstwendefock mit dem optionalen Rollmast inklusive Laminatsegel von Elvström und vertikalen Latten kombiniert, wobei die Fock aufgrund des weit achtern stehenden Masts vergleichsweise üppig ausfällt. Am Testschiff stand darüberhinaus eine rollbare 135-Prozent-Genua zur Verfügung, die über außen am der Schanzkleid montierte Schienen geschotet wird. Die Großschot setzt hebeltechnisch günstig weit achtern am Großbaum an und verläuft via Hardtop und Baum zum Mast und von dort zu den beidseits vor den Rädern montierten Winschen. Somit ist der Crewbereich von segelrelevanten Einrichtungen befreit, denn auch die Fock- beziehungsweise Genuaschoten laufen zu diesen Winschen. Alle Leinen werden in den dort positionierten Taschen verstaut. Beim Einrollen der Selbstwendefock sollte man darauf achten, dass sich die freie Schot der Genua – wie es am Testschiff geschah – nicht miteinrollt. Verwendet man dazu die Elektrowinsch, kann das dazu führen, dass man das Profilvorstag verbiegt, weil der Widerstand nicht spürbar ist; manuelles Einrollen verhindert so ein Missgeschick. Ein Bugspriet fehlt, Code 0 oder Gennaker können aber an einem am Ankerbeschlag montierten Auge befestigt werden. Entscheidet man sich für die überlappende Genua, kann man auf einen Code 0 problemlos verzichten und ordert stattdessen einen Gennaker.

Im Wind

Beim Test auf der Flensburger Förde wehte es mit zehn bis 14 Knoten und der Autor fühlte sich auf Anhieb wohl. Feines Gefühl am Rad, gutes Ansprechverhalten, unmittelbare Reaktion, keine Spur von jener Trägheit, die man von dem insgesamt doch mächtigen Schiff erwarten würde.

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