Pegasus 50

Die slowenische Werft ist jung, ihre Protagonisten haben aber jede Menge Erfahrung. Das spürt man in vielerlei Hinsicht

Pegasus 50

Die Werft Pegasus wurde vor zwei Jahren von den Slowenen Marko Pas und Miha Breskvar gegründet. Ihr erstes Modell Pegasus 50 qualifizierte sich auf Anhieb für das Finale der Wahl zu Europas Yachten des Jahres in der Kategorie Blauwasseryachten. Das ist kein Zufall. Marko Pas, ein ehemaliger Olympiasegler im Tornado, arbeitete intensiv mit J&J Design zusammen und war maßgeblich an der Entwicklung der Shipman-Yachten beteiligt, ehe er sich mit Breskvar als Partner selbstständig machte. Seine Erfahrung floss in die Entwicklung der Pegasus ein und trug wesentlich zu ihrer Sonderstellung bei.

Ideenwerkstatt

Shipman fertigte seine Yachten immer schon aus Karbon, deshalb liegt Paz das Gewichtsbewusstsein quasi im Blut. Der Rumpf der Pegasus wird zwar im Vakuum-Infusionsverfahren aus GfK hergestellt, Bodengruppe, Mast, Bugspriet und diverse andere Elemente bestehen hingegen aus Karbon. Das ist gut, aber nicht ungewöhnlich. Sehr speziell ist hingegen das Layout. Inspiriert von Motorbooten, wollte Paz Cockpit und Salon bestmöglich miteinander verbinden und setzte den Cockpitboden daher relativ tief an; eine Idee, die Werftriese Beneteau bereits bei seinen Sense-Yachten umgesetzt hat. Unmittelbar darunter, genauer gesagt unter dem Cockpittisch, befindet sich der perfekt schallisolierte Motor; muss er ausgebaut werden, lassen sich Tisch inklusive Boden leicht wegklappen. Kajüten gibt es im Bereich unter dem Cockpit natürlich nicht, das Konzept generiert aber eine Reihe von Vorteilen.
- Die klappbare, riesige Badeplattform ist über eine einzige Stufe zu erreichen.
- Die seitlichen Sülls sind extrem hoch, sodass man nicht nur geschützt, sondern auch sehr komfortabel sitzt, der Steuermann kann es sich seitlich vom Rad wie in einem Fauteuil bequem machen.
- Das fixe Hardtop konnte flach gehalten werden, bietet trotzdem viel Kopffreiheit und erlaubt ein niedriges Ansetzen des Baums, was einen tiefen Segelschwerpunkt generiert.
- Zwischen Cockpit und Salon gibt es lediglich zwei Stufen. Das vereinfacht das Wechseln zwischen den beiden Bereichen im Vergleich zu einer herkömmlichen Yacht erheblich.
Statt eines klassischen Steckschots als Trennelement entschied sich Paz für eine geknickte Schiebetür, die den Salon gut abdichtet, sich aber soweit öffnet, dass man bequem und aufrechten Hauptes eintreten kann. Maßgeblichen Anteil am Komfort hat das fixe Hardtop, das sich im Stil eines Cabrioverdecks von achtern her öffnen lässt, indem man den textilen Bereich einrollt. Im fixen Teil finden sich zwei aufmachbare Luken, im vorderen abgeschrägten Bereich zwei Schiebefenster, die man ebenfalls öffnen kann. Mehr Funktionalität geht nicht.

Besondere Beachtung verdienen Kiel und Ruder. Gemeinsam mit dem America’s-Cup-Designer Giorgio Ponvinciali entwickelte Paz einen Tandem-Kiel mit zwei Finnen, die mit einer Bombe verbunden sind. Das Ergebnis ist ein leichter Kiel mit tief liegendem Schwerpunkt, der kleinere Ruderblätter erlaubt und laut CFD- und VPP-Berechnungen um zwanzig Sekunden pro Seemeile schneller sein soll als der herkömmliche Kiel einer Blauwasseryacht – hochgerechnet auf eine Atlantiküberquerung wären das laut Paz 13 Stunden. Außerdem ist der Tandem-Kiel um 400 kg leichter, weist aber gleichzeitig eine höhere Stabilität auf, weil sich das Gewicht in der Bombe befindet.

Das Zwei-Salings-Rigg ist sportlich ausgerichtet: Mast und Bugspriet bestehen aus Karbon, der Baum aus Alu. Die Genuaschienen der 104-Prozent-Genua liegen extrem weit innen, ein demontables Kutterstagsegel mit Selbstwendeschiene gehört ebenso zur Ausstattung wie Code 0 und Gennaker. Das Deckslayout ist durchdacht: Eine Winsch für Fallen gibt es am Mast, vier weitere im Cockpit und die Großschotführung hat man aufs Hardtop verbannt, wo sie statisch günstig ganz weit hinten am Baum ansetzt und beidseits nach achtern geführt wird (German Main Sheeting).

Weitere Besonderheiten sind das Flushdeck, der vor dem Baum endende Kajütaufbau (kennt man üblicherweise von Megayachten), sowie die bequem zu begehenden Seitendecks mit zahlreichen Haltegriffen an neuralgischen Punkten. Die geringen Niveauunterschiede, beispielsweise zwischen Badeplattform und Seitendeck, erweisen sich im Segelalltag tatsächlich als sehr angenehm.

Im Wind

Beim Test vor Cannes wehte nur ein laues Lüfterl mit maximal acht Knoten. Das sind definitiv nicht die Bedingungen, für die diese Yacht gebaut ist. Umso überraschender war die Agilität der Pegasus, die sich nicht wie eine typische Blauwasseryacht, sondern eher wie ein Performance-Cruiser anfühlte. Marco Paz erklärt die überaus ansprechende Segelleistung mit der Tatsache, dass die Yacht extrem gewichtsoptimiert gebaut wurde. „40 Prozent der 12 Tonnen befinden sich im Kiel“, erläutert er, betont aber im selben Atemzug, dass die Pegasus 50 vor allem eine gut segelnde, sichere, komfortable und von einer Person segelbare Langfahrtyacht sein soll. Dieses Ziel wurde erreicht: Die Yacht setzt sich schon bei einem Hauch von Wind in Bewegung und ist bei vier bis sieben Knoten unter Code 0 immer exakt gleich schnell wie der Wind.

Den gesamten Fahrbericht lesen Sie in der Yachtrevue 5/2021, am Kiosk ab 30. April!

Der komplette Bericht als PDF-Download:

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