Sturmtag in Qindao

Nach einem an Chaos nicht zu übertreffenden Tag ruhen die Hoffnungen auf den Schultern von Sylvia Vogl und Carolina Flatscher

Während Sarah Ayton und Co. (GBR) das erste olympische Medal Race der Geschichte für sich entschieden und nach 2004 abermals mit Yngling-Gold belohnt wurden und auch Landsmann Ben Ainslie seinen Athen-Sieg im Finn wiederholte, gelang auf den übrigen Bahnen trotz ausreichend Wind zunächst keine Kurssetzung. Qingdao wurde damit neuerlich seinem schlechten Ruf gerecht, der verregnete Tag startete mit Verzögerungen, auch weil das Startboot auf der Tornado-Bahn dem Untergang geweiht in den sicheren Hafen zurückgeschleppt werden musste.

Die Segler blieben in der Warteschleife und wurden nach knapp vierstündiger Warterei bei mittlerweile 25 Knoten (6 Beaufort) zum vierten Mal auf die Reise geschickt. Roman Hagara und Hans Peter Steinacher, bis dato eher unglücklich zum Handkuss gekommen, beendeten den Überlebenskampf - es gab zahlreiche Materialschäden und Kenterungen - auf Rang zehn. „Der Tag war in allen Belangen extrem. Zuerst die Warterei, dann der fragwürdige Start, wo die Tonnen aufgrund der schlechten Sicht nicht mehr zu sehen waren, und schlussendlich die Erkenntnis bei diesen Bedingungen speedmäßig nicht mithalten zu können“, so die Analyse Roman Hagaras. Ein bitterer Beigeschmack ist nicht zu leugnen, denn Medaillen sind in weite Ferne gerückt.

Tornado: Zwischenstand nach 4 Wettfahrt/15 Mannschaften
1. Fernando Echavarri/Anton Paz ESP 12 (1, 6, 1, 4)
2. Darren Bundock/Glenn Ashby AUS 13 (5, 4, 3, 1)
3. Iordanis Paschalides/Konstantinos Trigoni GRE 26 (2, 5, 12, 7)
4. Santiago Lange/Carlos Espinola ARG 27 (13, 1, 2, 12)
5. Mitch Booth/Pim Nieuwenhuis NED 27 (3, 13, 8, 3)
6. Oskar Johansson/Kevin Stittle CAN 29 (8, 3, 9, 9)
7. Francesco Marcolini/Edoardo Bianchi ITA 30 (15, 9, 4, 2)
8. Carolijn Brouwer/Sebastien Gedefroid BEL 33 (11, 11, 5, 6)
9. Johannes Polgar/Florian Spalteholz GER 33 (7, 2, 10, 16
10. Xavier Revil/Christophe Espagnon FRA 35 (7, 2, 10, 16)
14. Roman Hagara/Hans Peter Steinacher AUT 46 (12, 10, 14, 10)

Hans Spitzauer und Christian Nehammer konnten ihren Aufwärtstrend fortsetzen und verbuchten mit Rang sechs in Wettfahrt vier ein erstes Achtungserlebnis. Ganz unbeschadet kamen die Österreicher aber auch nicht um den Kurs, ein kaputter Pinnenausleger kostete Meter und Plätze. Trotzdem überwog die Zufriedenheit. „Es war ein anstrengender Tag mit einigen Schrecksekunden und einem versöhnlichem Ausklang. Das Ergebnis hätte zwar noch besser sein können, mehr war nach dem Materialschaden aber nicht möglich“, meint Nehammer, der hofft, „dass es seglerisch in dieser Tonart weitergeht.“

Star: Zwischenstand nach 4 Wettfahrt/16 Mannschaften
1. Mateusz Kusznierewicz/Dominik Zycki POL 21 (5, 6, 8, 2)
2. Xavier Rohart/Pascal Rambeau FRA 22 (12, 1, 5, 4)
3. Frederik Loof und Anders Eckstrom SWE 23 (1, 4, 15, 3)
4. Marc Pickel/Ingo Borkowski GER 25 (2, 14, 1, 8 )
5. John Dane/Austin Sperry USA 26 (8, 2, 4, 12)
6. Hamsih Pepper/Carl Williams NZL 26 (4, 9, 3, 11)
7. Robert Scheidt/Bruno Prada BRA 28 (10, 11, 6, 1)
8. Ian PercyAndrew Simpson GBR 28 (7, 13, 2, 5)
9. Afonso Domingos/Bernardo Santos POR 33 (3, 3, 10, 17)
10. Flavio Marazzi/Enrico de Maria SUI 34 (9, 7, 9, 9)
13. Hans Spitzauer/Christian Nehammer AUT 41 (14, 10, 11, 6)

Auf der ufernahen 49er Bahn spielten sich bereits Dramen ab, ehe das Medal Race überhaupt gestartet wurde. Den führenden Dänen brach am Weg zum Kurs der Mast, Warrer & Ibsen kehrten an Land zurück und mit dem kroatischen Untersatz wieder. Bei bis zu 28 Knoten Wind, katastrophaler Sicht und extremer Welle setzten die Österreicher lange Zeit die entscheidenden Akzente, übernahmen die Führung und segelten dem prestigeträchtigen Sieg in diesem finalen Durchgang mit komfortablem Vorsprung entgegen. Hinter Nico Delle Karth & Niko Resch schlug die Konkurrenz bei „Überlebensbedingungen“ Purzelbäume, auf der finalen Runde musste auch das heimische Duo Wind und Welle Tribut zollen. Der Mast ging in voller Fahrt zu Bruch, für die Österreicher war die Wettfahrt damit vorzeitig zu Ende. „Die Vorstellung der Burschen war Weltklasse, jene der Wettfahrtleitung eine Frechheit“, resümiert Coach Peter Krimbacher, der nicht einsah, „warum die Surfer wegen zu viel Wind an Land blieben und den 49er dieser Überlebenskampf zugemutet wurde.“ Die Dänen sicherten sich mit geborgtem Boot Rang sieben, rettete drei Zähler auf die Athen-Sieger, Iker Martinez und Xabier Fernandez, und wähnten sich als neue und verdiente Olympiasieger. Doch die Wettfahrtleitung erhob ebenso wie das spanische Team Einspruch, da der Bootswechsel von Jonas Warrer und Martin Kirketerp Ibsen nicht regelkonform ist. Ein Ende der Verhandlungen ist derzeit nicht in Sicht, die Medaillenfrage wird demnach auf dem Grünen Tisch gefällt.
Nico Delle Karth und sein Vorschoter Niko Resch beendeten die olympische Regatta inoffiziell auf Rang acht und zeigen sich mit dem Verlauf der Dinge unzufrieden. „Wir sind wie die anderen auch nicht ganz fehlerfrei am Weg gewesen, hatten aber zum Unterschied zur Konkurrenz bei den zum Teil irregulären Verhältnissen nicht das notwendige Glück um ganz vorne mitzumischen. Das Medal Race war irgendwie symptomatisch, ausgezeichnet gesegelt und dennoch 22 Punkte mehr auf dem Konto. Eine bittere Pille, aber für uns ist das letzte olympische Wort noch nicht gesprochen, in London wollen wir Versäumtes endgültig nachholen“, ist sich das Duo einig.

49er: Endstand 12 Wettfahrten + MR/ein Streicher/19 Mannschaften:
1. Jonas Warrer/Martin Kirketerp Ibsen DEN 61 (2, 4, (10), 4, 2, 3, 4, 2, 9, 2, 7, 8, 14)
2. Iker Martinez/Xabier Fernadez ESP 64 (1, 10, 17, 2, (20), 5, 7, 10, 3, 4, 1, 2, 2)
3. Jan-Peter Peckolt/Hannes Peckolt GER 66 (15), 6, 11, 6, 3, 2, 2, 12, 4, 5, 4, 7, 4)
4. Pietro Sibello/Gianfranco Sibello ITA 66 (3, 9, 1, 1, 6, 9, 3, 8, 12, (17), 3, 3, 8 )
5. Nathan Outteridge/Ben Austin AUS 73 (20), 1, 7, 3, 1, 1, 6, 4, 6, 12, 2, 18, 12)
8. Nico Delle Karth/Niko Resch AUT 99 (9, 2, (14), 8, 13, 7, 5, 7, 7, 13, 5, 1, 22)

Andreas Geritzer, nur noch mit theoretischen Medaillenchancen im Boot, setzte in Durchgang sechs bereits beim Start alles auf eine Karte, der Schuss ging allerdings nach hinten los. Der Österreicher wurde bei schwarzer Flagge aufgrund einer vorzeitigen Linienüberquerung als einer von sieben Akteuren mit einer Disqualifikation wegen Frühstarts bestraft, womit selbst das Medal Race für den Athen-Zweiten in weite Ferne gerückt ist.

Laser: Zwischenstand nach 6 Wettfahrten/ein Streicher/43 Starter
1. Paul Goodison GBR 34 (15), 2, 15, 1, 9, 7)
2. Vasilij Zbogar SLO 37 (24), 4, 14, 6, 2, 11)
3. Julio Alsogaray ARG 38 (1, 12, 10, (28), 14, 1)
4. Jean Baptiste Bernaz FRA 38 (19), 1, 12, 9, 6, 10)
5. Rasmus Mygren SWE 38 (7, (16), 8, 2, 8, 13)
6. Gustavo Lima POR 39 (5, 8, 3, (27), 17, 6)
7. Diego Romero ITA 39 (6, 3, 5, (36), 10, 15)
8. Kristian Ruth NOR 42 (10, 11, 17, 10, 3, 8 )
9. Igor Lisovenko RUS 44 (11, 14, 4, 8, 7, (26)
10. Pavlos Kontides CYP 46 (8, 7, (24), 14, 5, 12)
17. Andreas Geritzer AUT 86 (28, 6, 2, 30, 20, (44)

Österreichs 470er Damen, Sylvia Vogl und Carolina Flatscher, segeln morgen um Bronze, bleibt zu hoffen, dass die Entscheidung nicht abermals durch Wind, Wetter oder eine inferiore Wettfahrtleitung beeinflusst wird.

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