Vergleichstest E-Motoren
Acht aktuelle Elektro-Außenbordmotoren bis 4kW auf dem Prüfstand. Wie schlagen sich die Flautenschieber am Spiegel eines Schlauchbootes und einer Segelyacht?
Flautenschieber, Arbeitsaggregat, Trollingmotor – das Einsatzgebiet von Elektro-Außenbordern ist so vielfältig wie das Angebot am Markt. Wir haben acht aktuelle E-Außenbordmotoren aus den Sortimenten der gängigen fünf Anbieter unter die Lupe genommen, wobei wir den Importeuren sowohl bei der Wahl der Motormodelle als auch Batterien freie Hand ließen. Einzige Vorgabe: Die Motoren sollten in den führerscheinfreien Bereich unter 4,4 kW passen. Dementsprechend breit war die Auswahl an Testkandidaten: Vom 528-Watt-Modell mit günstiger AGM-Batterie bis zum 4.000-Watt-Kraftpaket mit Lithium-Akku war alles vertreten. Und so spannten sich die auch Preise für die Motor-Batterie-Kombi von leistbaren 674 Euro bis zu happigen 6.622 Euro.
Geschwindigkeit
Beim Geschwindigkeitstest wurde jeder Motor auf dem Schlauchboot montiert und mit einem Zangenstrommesser die Stromstärke in Ampere sowie per GPS die Geschwindigkeit in Knoten gemessen. Da am Testtag starker Südostwind mit 4 bis 5 Beaufort in die Joiser Bucht stand, wurde aus Sicherheitsgründen darauf verzichtet, die schwächeren 12-Volt-Modelle auch am für Seitenwind anfälligeren und schwereren Segelboot zu testen. Sie konnten sich jedoch am Schlauchboot beweisen.
Die Ergebnisse aus dem Geschwindigkeitstest waren wenig überraschend: Bei Volllast lagen die vier 12-Volt-Motoren, die ein Leistungsspektrum von 528 W bis 600W abdeckten, mit 2,9 bis 3,1 Knoten sehr eng beisammen. Bei den beiden 24-Volt-Modellen fiel der Unterschied mit 0,4 Knoten schon etwas größer aus. Einen Leistungssprung nach oben gab es erwartungsgemäß bei den beiden kräftigsten Motoren, Biber 3,7 und Torqeedo Cruise 4.0, die das Schlauchboot sogar in Gleitfahrt brachten.
Naturgemäß taten sich die Motoren mit dem Schlauchboot leichter als mit der 1,2 Tonnen schweren Yacht, die Geschwindigkeitsunterschiede fielen dennoch bei weitem nicht so deutlich aus wie vermutet. Generell bewegten die E-Außenborder das Segelboot um 0,1 Knoten langsamer als das Schlauchboot. Gegen die Rumpfgeschwindigkeit des Segelbootes kam auch der Cruise nicht an. Waren am Schlauchboot in Gleitfahrt noch 6,2 Knoten drin, erzielte er beim Segelboot nur 5,5 Knoten.
Während die 48-Volt-Modelle mit dem starken Süd kaum Probleme hatten und mit nur geringem Geschwindigkeitsverlust gegenan motorten, taten sich die beiden 24-Volt-Motoren schon schwerer. Sie schafften gerade mal 2,3 bzw. 3,5 Knoten gegen den Wind. Der einzige 12-Volt-Motor, mit dem wir den Test am Segelboot wagten, der Minn Kota EO 0,5 erreichte bald seine Leistungsgrenzen, schob das Segelboot aber immerhin mit 1,6 Knoten gegen den Wind. Mit einer Leistungsaufnahme von 270 Watt war es gerade noch möglich, den Bug in den Wind zu drehen.
Schubkraft
Die Schubkraft wurde mittels eines Pfahlzugtests ermittelt, bei dem das Test-Schlauchboot über eine zwischengespannte Federwaage an einem Ring fixiert wurde. Unter Messung des Stromverbrauches in Ampere wurde die ausgeübte Zugkraft in Kilopond gemessen. Die Zugkraft gibt Aufschluss darüber, wie vehement der Motor beim Anfahren bzw. Aufstoppen zupacken kann. Motoren mit hoher Schubkraft tun sich gegen Wind und Welle leichter.