Auf der Überholspur
Das Gummiband ist zerrissen, wir überholen.
Seit wir gestern unser Q9 Segel gesetzt haben sind das Boot und wir auf Steroids. Lange Surfs mit 27 bis 30 kn in nur 25kn Wind, in der Nacht oft schauerlich, da noch immer mondlos. Die Wassertemperatur ist gefallen, damit auch die Lufttemperatur, sogar ich habe meine Wärmeschicht angezogen als ich in der Nacht nach kurzem Schlaf vor Kälte schlotternd (so wirklich, nicht fröstelnd) aufgewacht bin. Hatte wieder zwei Steuerwachen, die zweite in den Morgen hinein, in die aufgehende Sonne auf flüssigem Gold gesegelt. Der Seegang ist deutlich höher geworden, hohe Wogen rollen aus Südwesten heran, willkommen am Speedstrip, der schnellsten Autobahn für Segelyachtem, nur wenig genutzt (gar mit EU-Mitteln ausgebaut?).
Delta Lloyd haben wir bereits überholt, der Focus richtet sich auf die beiden Telefonica Boote. Black ist seit mehreren Meldungen langsam und segelt nur mit 9kn, das löst jede Menge Spekulationen an Bord aus. Hoffentlich nichts Ernsthaftes, aber dann würden wir es wissen, da uns die Regattaleitung um Assistenz auffordern würde. (Anmerkung der Redaktion: Telefonica Black hat in der Nacht auf einer Monsterwelle abgehoben und dabei ein Ruder und den Bugspriet eingebüßt.) Also Vollgas nach Kapstadt, angeblich hat es dort sommerliche 30 Grad und ist trocken.
Haben Probleme mit unserem Satcom und daher keine Wetterinfo, Wouter und ich arbeiten daran.
Der Zustand im Schiff hat sich weiter verschlechtert, aber alles was wir sehen ist die Überholspur und die Ziellinie in Kapstadt.
Geschwindigkeit über Grund: 30.4kn, gesteuert von Stig um 1429 UTC. Stig ist unser schnellster Tagessteuermann, Rodion und ich 1% dahinter, die Nachtwertung führ ich an.
Position: 34,11.42S , 12,45.90W
Speed: 23 knots, Course: 111 deg.
;g, aeh
Foto: Mark Covell, Team Russia, Volvo Ocean Race