Mein Leben als Höhlenmensch

Jede Menge Daten wieder gesammelt in den 11 Stunden Segeln. Zuerst A1 gegen A2 Spi getestet, Anfangs bei 8kn Wind und am Ende bei über 20 Wind- und Bootsgeschwindigkeit. Dann waren wir auch schon über den halben englischen Kanal, daher Spi runter, und unsere Offshore 100% Genua rauf. Weiter getestet, da wir bei ähnlichen Bedingungen schon die Inshore Version getestet hatten. Wieder an der englischen Küste den C3, einen flacheren Spi aus Cuben Fibre und halwind dahingefetzt, bis unser Motorboot einen Fehler im Dieselsystem hatte und wir umkehren mussten. Zwischendurch waren noch verschiedene Stagsegel dran und bei jeder Wende oder Halse auf den Gewichtstrimm achten. Gewichtstimm heisst etwas 2t Ausrüstung und Segel umstauen. Da wir noch nicht die gesamte Austrüstung für das Rennen haben, wird ein Teil davon durch mit Sand gefüllten Kanistern ersetzt. Die Schlepperei in der Enge ist einfach nur mühsam.
Unser Navigationsplatz muss noch verbessert werden. Aus Gewichtsgründen ist er extreme minimalistisch und damit momentan unbequem. So als ob man am Fussboden vor einem niedrigen Tisch sitzt. Das wäre im normalen Leben schon schlimm genug, auf einem v070, das mit 20kn und mehr über die Wellen rattert ist das fast unerträglich. Dieser Bericht wurde jedenfalls schon im Navibereich der Kosatka geschrieben, hoffentlich der erste von vielen.
Bei unseren Schwertern haben wir heute wieder viel gelernt, wir werden mit dem Anstellwinkel noch ordentlich experimentieren müssen. Verwunderlich war auch die Geschwindigkeit mit der Fock 4 bei viel zu wenig Wind, super schnell, das Boot fühlte sich leicht an. Vielleicht ist doch Effizienz wichtiger als Fläche. Nur viel Fläche bei viel Wind ist halt viel heldenhafter als wenig Segel bei wenig Wind.
Morgen is wieder Wartung für das Schiff und Training für die Mannschaft angesagt.

Liebe Grüße,
Andreas Hanakamp

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Unglaublich, das Rennen spitzt sich am Ende noch einmal zu. Wir haben Green Dragon seit gestern Abend in Sichtweite, kurz vor Sonnenuntergang habe ich sie am Horizont entdeckt, ein kleiner, kaum erkennbarer goldener Fleck. In der Nacht kamen wir näher, verloren dann aber wieder ein paar Meilen. Am Morgen entdeckt Mikey sie zwischen den Schiffen, die vor Kuala Lumpur auf Reede liegen, eine schlanke Segelpyramide, ohne viel Krängung, während wir guten Druck im Code 0 haben. Da waren der Drache sieben Meilen vor dem Orca. Inzwischen hat sich der Vorsprung auf 4 Meilen reduziert, wir sind auf der Jagd, um auf den letzten 130 Meilen noch Punkte gutzumachen. Die Mannschaft um Ian Walker gehören zu den Besten im Feld, umso schärfer sind wir darauf, sie noch zu überholen. Der Schiffsverkehr ist wirklich unglaublich dicht, das Klima sensationell, scheint ein guter Platz zum Überwintern zu sein, wenn man den Schnee und die Kälte nicht so mag. Bin optimistisch am 24. in Österreich zu sein und mit meiner Familie Weihnachten zu feiern. Grüße Andreas









 

Herzschlag-Finale

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Inzwischen sind wir in die Straße von Malakka eingelaufen, haben das „Scoring Gate“ als Siebente passiert und arbeiten daran, Green Dragon und Telefonica Black anzugreifen. Um das Nordkap von Sumatra hat der Wind mehrere Male gedreht, wir haben die Dreher mitgenommen. Zweimal hatten wir Kosatka zum Wenden bereit gemacht, das heißt alle Segel an Deck nach Lee verfrachten und innen die Ausrüstung ebenso, insgesamt 15 Minuten Arbeit für alle, als der Wind wieder geraumt hatte und wir doch nicht wendeten. Da nach weiteren 15 Minuten der Wind nicht wieder geschralt hatte, räumten wir alles wieder nach Luv, also gegen die Schwerkraft, was ungefähr 25 Minuten dauert. Immer noch besser, als zweimal gegen den Dreher zu wenden, auch wenn es nur anstrengende Beschäftigungstherapie ist. Wir haben auch versucht, eine etwas aggressivere Linie zu segeln als die beiden vor uns. Offensichtlich sind beide sehr aufeinander konzentriert, Green Dragon weiß, dass sie bei Leichtwind keine Chance gegen Telefonica Black haben, da sie nur einen schweren Spi und eine schweren C3 an Bord haben und daher in den nächsten 24 Stunden überholen und einen Vorsprung heraussegeln müssen. Telefonica ist bedacht, zwischen Green Dragon und Singapur zu bleiben und keinen Hebel zu erlauben. Wir versuchen das auszunutzen und in kleinen Schritten weiter näher zu kommen. Wir haben für die Leichtwinde später in der Straße einen A1 Spi, der uns schon nach dem Start auf den zweiten Platz gebracht hat, eventuell reicht er um zwei Plätze gutzumachen. Der Wille ist da, das Herz dazu auch. Je nachdem auf welchem Schlag wir gerade sind (Streck- oder Holebug), zeigt der dreistündliche Positionsreport einen Gewinn oder Verlust, abgerechnet wird, wenn wir auf direkten Kurs gehen.









 

In der Straße von Malakka

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