Persönliche Bestleistung
300 Meilen in 14 Stunden ist auch mein neues personal best. Der Wind hat nachgelassen, wir segeln "nur mehr" 20kn. "Kosatka" ist noch sehr undicht, es lebt sich wie im Wasserfall. Alles ist nass, trotz Trockentop ist es innen feucht und klamm. Auf 60N ist es auch im Sommer nicht warm. Ein deutlicher Unterschied ist auch in der Wassertemperatur zu spüren. Während das Wasser im Englischen Kanal angenehm warm war, ist es hier unangenehm kühl.
Während gestern Dagada fahren angesagt war, ist es heute mehr Bullenreiten. Wir sind westlich von Irland angelangt nachdem wir in den 24 Stunden seit wir die Shetlands rundeten 415 Meilen zurückgelegt hatten. Das war die Dagada Fahrt, wer sich an die Rummelpark Trommel erinnern kann, die uns als Kinder durchgeschüttelt hat. Inzwischen sind wir in den Einflussbereich eines veritablen Atlantiktiefs gekommen und nutzen dieses, um uns ähnlich wie eine Raumsonde im Gravitationsbereich eines Planeten, weiterzukatabultieren.
Draußen steht ein steifer Ostwind mit 30 Knoten und zwei Wellensystemen, die sich konkurrieren. Kosatka schiesst über die Berge in einer Gischtwolke und nimmt das offensichtlich leichter als die Crew, die sich an Deck festbinden muss. Steuern ohne Vollvisierhelm ist nahzu unmöglich, aufgrund von Regen und Gischt, die mit 35kn ins Gesicht peitschen.
Der Wind hat gerade nachgelassen und wir haben ausgerefft und auf die J2 Genua gewechselt. Nicht nachlassen, wir simulieren den Ernstfall in nichteinmal 2 Monaten.
Wir bekommen alle sechs Stunden Wetterdaten und verwenden diese um uns um das Tief heumzuschwingen. Rückrat sind Grib Daten, das sind digitalisierte Wetterdaten, die in unserer "Expedition" Routing Software ausgewertet warden. Diese Gribfiles werden von Wettermodellen erstellt, die eben nur Modelle sind und daher von uns mithilfe von Wetterkarten und Quickscat (Windradar) überprueft und nötigenfalls korrigiert werden, Hier leistet Wouter unser Bordmeteorologe und Navigator wertvolle Arbeit.
Im Nordquadrant des Tiefs haben wir den starken Ostwind nun durchquert und segeln im Zentrum des Tiefs bei leichtem Südostwind bis wir in etwa 8 bis 10 Stunden eine Wolkenwand vor uns sehen. Das ist das Signal für 2 Reffs im Gross, die Fock 4 am inneren Vorstag und Ausrüstung nach Steuerbord umschlichten, denn hinter der Wolkenwand erwarten uns 45kn Südwestwind mit 7m Wellen.
Position: 55,17.86N , 11,31.39W
Speed: 10 knots, Course: 216 deg.