Und los gehts!
Start in Cochin zur nächsten Etappe wir sind wieder mit ganzem Herzen dabei
Die Begeisterung für das Volvo Ocean Race in Indien hat die größten Optimisten überrascht. Über eine Million Menschen haben das Race Village besucht, die Besucher standen stundenlang an, um in den Simulator oder den Dome zu kommen, in der Stadt wurde ich regelmäßig auf das Rennen angesprochen.
Vor drei Tagen hielt ich in einer Schule einen Vortrag und war überwältigt. Mitten im tropischen Wald im Norden von Cochin steht eine Schule wie seinerzeit meine, roter Backstein mit grünen Fenstern. Für die Kinder war es ein Ereignis, auf das sie sich vorbereitet hatten, besser als ich, da ich erst einen Tag davor von meinem Auftritt erfuhr. Aus den geplanten 20 Minuten wurde eine Stunde voll mit Fragen, die Lehrer hatten damit offensichtlich den wenigsten Stress. Wir diskutierten über das Rennen, Wale, Delfine und was „frieren“ bedeutet – wenige konnten sich darunter etwas vorstellen.
Geplant war ein Showstart im Hafenbecken, aufgrund von Windmangel wurde daraus eine Prozession unter Großsegel und Motor. Die Ufer waren voll mit Zuschauern, am Wasser Boote, in der Luft Huschrauber, alles improvisiert, natürlich und unglaublich freundlich.
Auf dieser Etappe segeln wir das Boot um etwa 600 kg leichter als auf den beiden vorhergehenden. Wir haben keinen Starkwindspi (A6) an Bord, statt des Code 3 einen A1-Leichtwindspi, jeweils zwei Segler teilen sich eine Tasche, weniger Verpflegung aufgrund der warmen Temperatur, weniger Ersatzmaterial. So wollen wir vor allem die Leichtwindeigenschaften positiv beeinflussen. Die gesamte Etappe gliedert sich in deutlich abgegrenzte Abschnitte. Zuerst Leichtwind-Küstensegeln entlang der indischen Küste mit Seebrise am Tag und Landbrise in der Nacht, dann eine Übergangszone in die Straße von Sri Lanka, in der der Monsun weht. Südlich von Sri Lanka hat Volvo ins Lee der Insel eine Sperrzone gelegt, die wir im Norden liegen lassen müssen. Sobald wir durch das Lee sind, steht eine lange Kreuz bis nördlich von Sumatra an, wo es wieder eine Zwischenwertung am Längengrad der Insel Pau We gibt. Der letzte Abschnitt ist die Straße von Malakka, mit Fischerbooten, Leichtwind und dem weltweit dichtesten Schiffsverkehr.
Den Cochin-Start steuerte ich, Stig als Einflüsterer (= Taktiker) und Rodion an der Großschot. Oleg setzt diese Etappe wieder aus, statt seiner ist unser Rigger Scotty an Bord, der Rest ist unverändert. Wir sind jetzt eines der jüngsten Teams im Rennen, statt der geforderten zwei unter 30-jährigen Segler haben wir vier an Bord. Raumschots ging es los, wir unter Spi, die anderen unter Rollgennaker, teilweise Code3, teilweise Code0. Il Mostro legte in Luv eine beeindruckende Geschwindigkeit vor und baute rasch einen deutlichen Vorsprung auf die Verfolger auf. Wir wollten näher am Land bleiben und schoben uns dort nach drei Stunden auf den zweiten Platz. Die erste Nacht hielt wechselnde Bedingungen bereit und würfelte die Flotte durch. Im Morgengrauen waren Il Mostro und die beiden Ericsson-Boote in Rufweite, wir überholten uns mehrere Male bei absolutem Leichtwind. In Luv stand eine Windkante, die führte uns allerdings 60 Grad vom Kurs. Alle vier versuchten wir immer wieder in Lee durchzukommen, scheiterten, kamen wieder nach Luv auf und das Spiel wiederholte sich.
Von den Duty Officern hatte ich heute unsere offiziellen besten Tagesetmale der ersten beiden Etappen erhalten: „Your best 24hr run for leg 1 was 507NM on the 30th Oct and for leg two it was 509 on the 19th Nov.” Das sind natürlich auch meine persönlichen Höchstetmale. Auch wenn sie noch hundert Meilen unter dem Weltrekord liegen bin ich stolz darauf.