Väterchen Frost lässt grüßen

Es ist wieder kalt geworden, die Wassertemperatur hat drastisch abgenommen. Auf einer Temperaturkarte ist es nicht weit bis zu 1 Grad Wassertemperatur. Auch die Albatrosse sind wieder bei uns, bewundere an Deck ihren Flug, einig recht große kamen sehr nahe ans Boot heran. Nach dem Rennen (oder dem nächsten) möchte ich mit einer Fahrtenyacht hierher zurückkommen und die Inseln im Southern Ocean erkunden und wenn möglich bis zur Antarktis segeln. Die momentane Schiffsgröße wäre sicher geeignet, 14 t Verdrängung aber um die Hälfte zu wenig und 25 kn doppelt zu schnell. Statt Kohlefaser sollte es vielleicht Stahl oder Aluminium sein.

Wir rücken in der Tabelle nach vorne, in unserer internen noch mehr als in der offiziellen. Am Weg zu unserem Navigationswegpunkt 500 Meilen im Osten sind wir inzwischen am fünften Platz und holen weiter auf. Wir waren bei den letzten Positionsmeldungen immer unter den drei schnellsten Schiffen.

Rodion hat sich als Steuermann super entwicklet. Er hat inzwischen einen ruhigen Steuerstil und hält das Boot immer in Gleitfahrt, sucht sich die besten Wege durch die Wellen, es macht Spaß ihm zuzuschauen. Erkenne die meisten Steuerleute inzwischen schon aus der Koje heraus. Nur manchmal muss ich Rodion noch bitten, das Springen den lebenden Orcas zu überlassen, Kosatka soll besser im Wasser bleiben.

Unser Purzelbaum gestern hat keine weiteren Spuren hinterlassen. Später hat mich noch eine Welle durch das Cockpit und über den Reitbalken des Travellers gewaschen. Habe mir dabei den Rücken etwas angeschlagen und Schmerzen in der Brustwirbelsäule. Wir hatten Protektoren in Erwägung gezogen, sind der Idee aber nicht weiter nachgegangen. Vielleicht sollten wir das für die lange fünfte Etappe in Erwägung ziehen.

De heutigen Vormittag habe ich recht erfolglos damit verbracht, Elektronikproblemen nachzugehen. Unseren Positionsmeldungen fehlen die Umweltdaten, da der Minicomputer, der sie sammelt, offensichtlich keine Daten bekommt. Immer wieder ende ich in irgendeiner Blackbox und komme mit meiner Fehlersuche nicht wirklich weiter. Unser genauer 5Hz GPS ist leider ausgefallen, da die Antenne bei unserer Kenterung offensichtlich zu lange unter Wasser war. Und wenn unser Nachrichten Sat C eingeschaltet ist, elektrisiert man sich am Gehäuse. Der Rest funktioniert so weit.

Stig ist gerade minutenlang 30 kn über Grund gefahren. Hatten vor zwei Stunden längere Diskussionen, ob wir auf den A6 wechseln sollen. Habe auf Warten entschieden, Glück gehabt, mit zwei Segelwechseln hätten wir einiges verloren.

Grüße

Andreas

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Unglaublich, das Rennen spitzt sich am Ende noch einmal zu. Wir haben Green Dragon seit gestern Abend in Sichtweite, kurz vor Sonnenuntergang habe ich sie am Horizont entdeckt, ein kleiner, kaum erkennbarer goldener Fleck. In der Nacht kamen wir näher, verloren dann aber wieder ein paar Meilen. Am Morgen entdeckt Mikey sie zwischen den Schiffen, die vor Kuala Lumpur auf Reede liegen, eine schlanke Segelpyramide, ohne viel Krängung, während wir guten Druck im Code 0 haben. Da waren der Drache sieben Meilen vor dem Orca. Inzwischen hat sich der Vorsprung auf 4 Meilen reduziert, wir sind auf der Jagd, um auf den letzten 130 Meilen noch Punkte gutzumachen. Die Mannschaft um Ian Walker gehören zu den Besten im Feld, umso schärfer sind wir darauf, sie noch zu überholen. Der Schiffsverkehr ist wirklich unglaublich dicht, das Klima sensationell, scheint ein guter Platz zum Überwintern zu sein, wenn man den Schnee und die Kälte nicht so mag. Bin optimistisch am 24. in Österreich zu sein und mit meiner Familie Weihnachten zu feiern. Grüße Andreas









 

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Inzwischen sind wir in die Straße von Malakka eingelaufen, haben das „Scoring Gate“ als Siebente passiert und arbeiten daran, Green Dragon und Telefonica Black anzugreifen. Um das Nordkap von Sumatra hat der Wind mehrere Male gedreht, wir haben die Dreher mitgenommen. Zweimal hatten wir Kosatka zum Wenden bereit gemacht, das heißt alle Segel an Deck nach Lee verfrachten und innen die Ausrüstung ebenso, insgesamt 15 Minuten Arbeit für alle, als der Wind wieder geraumt hatte und wir doch nicht wendeten. Da nach weiteren 15 Minuten der Wind nicht wieder geschralt hatte, räumten wir alles wieder nach Luv, also gegen die Schwerkraft, was ungefähr 25 Minuten dauert. Immer noch besser, als zweimal gegen den Dreher zu wenden, auch wenn es nur anstrengende Beschäftigungstherapie ist. Wir haben auch versucht, eine etwas aggressivere Linie zu segeln als die beiden vor uns. Offensichtlich sind beide sehr aufeinander konzentriert, Green Dragon weiß, dass sie bei Leichtwind keine Chance gegen Telefonica Black haben, da sie nur einen schweren Spi und eine schweren C3 an Bord haben und daher in den nächsten 24 Stunden überholen und einen Vorsprung heraussegeln müssen. Telefonica ist bedacht, zwischen Green Dragon und Singapur zu bleiben und keinen Hebel zu erlauben. Wir versuchen das auszunutzen und in kleinen Schritten weiter näher zu kommen. Wir haben für die Leichtwinde später in der Straße einen A1 Spi, der uns schon nach dem Start auf den zweiten Platz gebracht hat, eventuell reicht er um zwei Plätze gutzumachen. Der Wille ist da, das Herz dazu auch. Je nachdem auf welchem Schlag wir gerade sind (Streck- oder Holebug), zeigt der dreistündliche Positionsreport einen Gewinn oder Verlust, abgerechnet wird, wenn wir auf direkten Kurs gehen.









 

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