Sylvester in den Grenadinen

The Party Union

Cosmos ist der Herr des Wassers. Seine Hollywoodkarriere hat sich irgendwie nicht ergeben, sonst würde er in der zwölften Folge von Lethal Weapon den abgeklärten schwarzen Cop mit der unvorstellbaren Stressresistenz spielen.

Statt dessen trägt er quietschbunte Rastakleidung, stolziert über die Wasserpier von Union Island und sammelt Bündel von Geldscheinen für das begehrte Nass und die ebenso begehrten Stegliegeplätze ab.
Cosmos ist heute bester Laune. Sein Assi auch. Und die Damen bei Zoll und Immigration.
Die ganze Insel Union liegt im Sonnenschein, trägt einen ansteckenden Grinser und wartet auf den Abend. Es ist nämlich der 31. Dezember, und als ich Cosmos frage, wo die Party läuft, streckt er würdevoll den Arm Richtung Strand, beschreibt einen Halbkreis und sagt: „Dea, mon. An dea an ova dea too. Da whole damn island is party, mon!“

Na dann passts ja. Wir legen mit vollen Tanks von der Wasserpier ab und kehren zu unserem Lieblings-Ankerplatz zurück. Er liegt auf eineinhalb Meter Wassertiefe zwischen zwei Inselchen auf dem Riff vor dem Städtchen Clifton. Die eine dieser Inseln ist keine Laune der Natur, sondern ein Geschäftsmodell: Ein findiger Rasta hat sie aus Conch-Schalen und Zement auf das Riff gesetzt, ein Sonnendach darüber gezimmert und eine Bar eröffnet. Über die Jahre konnte man dann zusehen, wie sie Ausbaustufe um Ausbaustufe zu einem putzigen Häuschen wuchs, mit Solarpaneelen drauf, Kühlschrank und Musikanlage drinnen und Bar-Terrasse draußen.

Das ist Happy Island, und mit der „Happy Island“-Bar wurde auch ihr Besitzer immer stattlicher: Heute ist er ein würdiger Mittvierziger, trägt blitzsaubere T-Shirts zur unverzichtbaren Rasta-Mütze und strahlt, ähnlich wie Cosmos, eine gewisse Häuptlingswürde aus.

Wie er auf die Idee mit der Bar auf dem Riff gekommen ist? – „Easy, mon. I was just listening to the damn tourists complaining about the bars on the island: Its too hot, its too dirty, da toilet is terrible… So I went out an did something\u00A0 dat is all different.”

Uns ist es Recht. Wir heben einen Rum Punch auf Happy Island, lassen mit Rücksicht aufs Abendprogramm und seine körperchemischen Folgen das Dinghy an Bord zurück und besteigen ein Wassertaxi, das uns zu Lambi´s Bar and Restaurant bringt.

Auf dem Programm stehen Steel Band, “All you can eat” und “All you can drink”. Und wisst Ihr was? Genau das haben wir dann auch getan. Irgendwann nach Mitternacht drückt mir ein deutscher Yachtie eine seltsam riechende Zigarette in die Hand. Später stehe ich auf der Pier des Lambi, sehe in der Ferne die Feuerwerksraketen, die auf den Nachbarinseln aufsteigen und bin dankbar für meine Ohren. Wären die nicht da, ich täte im Kreis grinsen.

Happy New Year!

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