Abgeschliffen und abgestürzt

Jänner 2015: Die private Monatsbilanz von Verena Diethelm

Linke Hände. Heimwerken war nie mein Ding. Dementsprechend skeptisch bin ich, als mir der Chef eine Doku über richtige Osmose-Prophylaxe ans Herz legt. Ein Wochenende Arbeit und danach zehn Jahre Ruhe? Okay, überredet. Die Realität sieht anders aus: Drei Tage kratzen und schleifen bis die Schwarte und jeder Knochen kracht, drei Tage sämtliche Kollateralschäden beheben, die ich erst beim Abschleifen so richtig bemerke, dann drei Tage sechs Schichten Primer und drei Schichten Antifouling aufrollen. Die Folgen: Termin bei der Physiotherapeutin, trotz Schutzanzugs zwei verschlissene Jeans und – oh Schreck – die ersten weißen Haare. Schuld daran ist nicht allein das VC Tar2. Doch das im neuen Glanz erstrahlende Unterwasserschiff macht alle Mühen wett. Aber was ist das? Wasser in der Bilge? Neeeein!! Spiele mit dem Gedanken mein Boot in „Hinterholz 8“ umzubenennen.

Linke Beine. Der Solent gilt als Wiege des Segelsports und ausgezeichnetes Trainingsrevier. Als Badedestination ist die Gegend rund um die Isle of Wight nicht bekannt – aus gutem Grund. Keine zehn Pferde würden mich in die schmutziggraugrüne Brühe bringen, schon gar nicht Anfang Dezember. Aber wenn der Steg ohne Vorwarnung nach backbord abbiegt, die Stromkastlbeleuchtung blendet und das Chaos in der Handtasche vom Wesentlichen ablenkt – dann gibt es eben ein unfreiwilliges Bad im River Hamble. Zugegebenermaßen war der Absturz ins Nass auch auf meinen vernebelten Kopf zurückzuführen. Von stundenlanger Gezeitenherumrechnerei und Passagenplanerei vernebelt, wohlgemerkt, nicht etwa vom Genuß leckerer Hopfenkaltschalen …

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