Zum Heulen schön
August 2016: Die private Monatsbilanz von Judith Duller-Mayrhofer
Schluchz 1. Olympia-Verabschiedung. Nicht in Hofburg oder Bundesleistungszentrum, sondern ganz intim, im eigenen Yachtclub, für diese eine aus unseren Reihen. Kenne sie, seit sie ein Baby ist, auch als rebellischer Teenager ist sie mir noch bestens im Gedächtnis. Jetzt steht sie hier als eloquente, selbstbewusste junge Frau, die im Nacra17 um eine Medaille segeln wird. Verdammt, wo ist die Zeit geblieben? Gegen Ende der Zeremonie greift tränenreiche Rührung um sich, alles schnieft und schneuzt. Kann mich der kollektiven Sentimentalität nicht entziehen und muss ein bisschen mitweinen; zerflossene Wimperntusche inklusive.
Schluchz 2. Geliebter Sommer. Schenkt mir Zeit und Gelegenheit für Aktivitäten jenseits des Üblichen. Diesmal: Floating Concert auf der Alten Donau. E-Boote formieren sich zu einer schwimmenden Freiluft-Bühne, auf der live Musik dargeboten wird. Gleite mit dem Schiffs-Verband in eine wunderschöne, laue Nacht, während ein Ensemble aus Flöte, Klarinette, Bratsche, Cello und Kontrabass klassische Werke interpretiert. Zart schweben die Klänge genialer Meister übers Kaiserwasser, Badegäste, Passanten, Fischer und Schwäne halten ergriffen in ihrem Tun inne. Bei Schubert in g-Moll gehen mir im Zauber des Augenblicks zuerst das Herz, dann die Augen über. Gefühlsaufwallung endet wie oben, mit Taschentuch und schwarz verschmierten Augen. Memo an mich selbst: Scheine mich zur Heulsuse zu entwickeln. Wasserfeste Mascara besorgen.