Interview zum Vestas-Crash

Andreas Hanakamp analysiert, wie es zu dem unglaublichen Fehler kommen konnte

Yachtrevue: Die Hauptschuld für das Auflaufen der Vestas wird dem niederländischen Navigator Wouter Verbraak angelastet. Sie kennen ihn sehr gut, weil er auch auf Kosatka Navigator war, jener Yacht, die Sie im Volvo Ocean Race 2008/09 als Skipper für Team Russia geführt haben. Was meinen Sie: Hat sich Verbraak ungenügend auf diese Etappe vorbereitet?
Andreas Hanakamp: Das kann ich ausschließen. Wouter ist ein Arbeitstier. Er schenkt sich nichts, hat einen unheimlich hohen Anspruch an sich selbst und will immer einen noch besseren Weg finden. Er setzt sich aber auch extrem unter Druck und das kann zu einem Zustand führen, in dem Fehler passieren.

YR: Wie erklären Sie sich diesen „Fehler“?
Hanakamp: Bei einem Rennen wie dem Volvo Ocean Race liegt der Fokus des Navigators vor allem darauf, die richtige, sprich schnellste Route zu finden. Er bekommt vier Mal am Tag große Mengen an Wetterdaten geliefert, die er sichten, auswerten und analysieren muss. Das ist eine enorme Arbeitsbelastung und bindet einen Großteil der Ressourcen. Der „triviale“ Teil der Navigation, für den man früher einen relativ hohen Aufwand betreiben musste, nämlich herauszufinden, wo man sich eigentlich befindet, und darauf zu achten, wohin der weitere Kurs führt, wird automatisch vom GPS erledigt und rückt damit in den Hintergrund. Das ist ein fataler Trend, der nicht nur Hochsee-Regatten betrifft. Ehrlich gesagt hat mich dieser Unfall nicht überrascht, Pech, dass es beim Volvo Ocean Race geschehen ist. Ich glaube, dass es oft zu ähnlichen Situationen kommt, nur wird das nicht publik.

YR: Warum glauben Sie das?
Hanakamp: Durch die diversen elektronischen Hilfsmittel ist die Navigation scheinbar kinderleicht geworden und hat sich damit grundlegend verändert. Sie passiert quasi nebenbei, per App, iPad oder Plotter neben dem Steuerstand. Ich behaupte, dass das falsch und letztlich verantwortungslos ist.

Das gesamte Interview lesen Sie in der Yachtrevue 01/2015!

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