Dumm gelaufen

Unglück naht, wenn man am wenigsten damit rechnet. Seit Wochen stromern wir durch die Yasawa Inseln im Westen von Fidschi – dort, wo der Ozean regiert und Land im besten Fall geduldet wird. Eine sanfte Brise schiebt uns unter Groß und Genua nach Norden. Einlullend schön, bis uns ein Segelboot unter Motor entgegenkommt. Das AIS-Signal verrät: dänische Bekannte. Ich greife zum UKW-Funkgerät – keine Antwort. Dafür wildes Winken und „Hello, hello!“-Rufe. In der Euphorie über das Wiedersehen schlägt der Skipper der Garcia Exploration 52 einen Haken, rundet Nomads Heck, gibt Gas und braust an unsere Steuerbordseite. Viel zu schnell und viel zu nahe. Entweder verschätzt er sich bei dem Manöver oder sein Boot beschließt, die Freundschaft zu Nomad physisch zu vertiefen. Wie von Zauberhand saugen sich die beiden Boote an. Aus fröhlichem Gejohle wird ängstliches Gekreische. Dann grauenvolles Knirschen, als sich 25 Tonnen Aluminium an Nomad kuscheln. Lack splittert, unsere Fußreling wird eingedrückt, zwei Relingstützen sind verbogen. Zuletzt reißt der Heckkorb der Garcia unseren Anker aus der Bugrolle. Das Desaster läuft in Sekundenschnelle ab. Wir schaffen es nicht einmal, den Autopilot auszukuppeln, fühlen uns wie in einem falschen Film. Der Schock sitzt tief. Zerknirscht tuckern wir zum nächsten Ankerplatz, um die Schäden zu begutachten. Als ich vom Dingi aus Nomads Steuerbordseite inspiziere, kommen mir die Tränen. Haben wir nicht erst vor kurzem in Neuseeland unser Schiff tiptop renoviert? Jetzt bleibt zu hoffen, dass die Versicherung der Dänen zahlt.

Wie schnell aus einem sonnendurchfluteten Tag Düsterheit werden kann. Vermutlich war Physik am Werk. Wenn zwei Boote dicht nebeneinander fahren, rauscht das Wasser zwischen den Rümpfen schneller durch, der Druck sinkt und ein unsichtbarer Sog zieht die Rümpfe zueinander. Fachleute nennen das Bernoulli-Effekt. Ich nenne es einfach Pech.