Willkommenskultur

Schauplatz: ein prominenter Segelverein im Osten Österreichs. Plot: ein nicht unmittelbar segelaffines Elternpaar aus dem Westen, dessen segelbegeisterter Sohn an einer Regatta in der Nachbarschaft teilnimmt, stattet dem weithin bekannten Verein einen Kurzbesuch ab; man möchte einmal ‚richtige‘ Seglerluft schnuppern. Skandalon: ein Klassiker der Clubgeschichte. Das Ehepaar wird von einem Clubmitglied gestellt, hat kaum Gelegenheit zu erklären, warum es hier ist, und wird mit Hinweis auf die Privatsphäre des Clubs lautstark abgekanzelt (was man sich einbilde, wer man sei und so weiter).

Ja, diese Episode hat viele Facetten, von individueller Persönlichkeitsstruktur bis hin zu berechtigtem Interesse an Privatheit. Abgesehen vom Reputationsschaden für den fraglichen Club, den eindeutig verletzten Regeln der Höflichkeit sowie der gerade in der Segelwelt zum Kern gehörenden Pflicht zur Gastfreundschaft habe ich allerdings den Verdacht, dass das Ereignis typisch ist. Typisch insofern, als es auf einem in vielen (?) Clubs weitverbreiteten Missverständnis beruht: Wir Seglerinnen und Segler genügen einander und brauchen niemanden von außen. Das ist so falsch wie gefährlich. Falsch, weil es selbstverständlich Zustrom braucht, um das Segel- und Clubleben attraktiv zu erhalten. Gefährlich, weil der Segelsport ohne ebendiesen Zustrom neuer Menschen in naher Zukunft ein Mauerblümchendasein führen würde.

Was es tatsächlich auf allen Ebenen braucht, ist – man zögert in Zeiten wie diesen es auszusprechen – eine umfassende Willkommenskultur. Das gilt vor allem für Kinder und Jugendliche sowie für jene Menschen, die noch nicht segelkundig sind. Ein Blick auf Clubstatuten und gelebte praktische Clubkultur zeigt allerdings, dass „wir“ es „denen da draußen“ nicht immer leicht machen in die Welt des Segelsports einzusteigen. Um Beispiele zu nennen: Unmöglichkeit einer Jugendmitgliedschaft ohne elterlichen Clubeintritt, fehlendes systematisches Onboarding neuer Mitglieder (welchem Vorstandsmitglied ist das zugeordnet?) oder das Abwehren von Gästen anstatt diese grundsätzlich willkommen zu heißen. Viel Arbeit noch für viele von uns …

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