Wer schafft es zur fünften Etappe?

Werden die VOR-Teams ihre zerzausten Yachten rechtzeitig zur nächsten Etappe wieder auf Vordermann bringen könnten? Für manche schaut es gar nicht gut aus

Delta Lloyd zum Beispiel hat entschieden, das Inport-Race in Qingdao und die fünfte Etappe nach Brasilien auszulassen. Stattdessen wird die Yacht, die in der Straße von Luzón einen Riss in der Bugsektion sowie massive Delaminationsschäden erlitten hatte, per Lastkahn nach Rio gebracht. Dort will man in Ruhe alles in Ordnung bringen und mit runderneuertem Schiff und fitter Mannschaft die sechste Etappe nach Boston in Angriff nehmen.

Eine ganz andere, einigermaßen überraschende Strategie überlegten sich die Mannen auf Ericsson 3, die an zweiter Stelle liegend das Rennen unterbrechen mussten, weil jede Menge Wasser über mehrere Risse im vorderen Teil des Rumpfes eingedrungen war. Sie hatten sich wie berichtet zunächst nach Keelung, Taiwan, gerettet, von dort wurde die Yacht 100 Meilen südlich in eine Werft nach Hualien geschleppt, wo die nötige Infrastruktur für eine umfassende Reparatur zur Verfügung steht. In Italien ließ man einstweilen ein Ersatzteil anfertigen, das per Luftfracht nach Taiwan geschickt wird. Gelingt es, dieses rechtzeitig einzubauen, könnte die Yacht nach Qingdao segeln und damit die vierte Etappe beenden. Richtig gelesen: Ericsson 3 hat nämlich noch nicht aufgegeben („retired“), sondern lediglich unterbrochen („suspended“) - wenn sie zu jenem Ort zurückkehrt, wo die Unterbrechung offiziell bekannt gegeben wurde (also rund 60 Meilen nördlich von Keelung), kann sie die Etappe weitersegeln. Nachdem es nur vier Teams ins Ziel geschafft haben, brächte das wertvolle 4 Punkte für Platz 5. Allerdings geht sich dann wahrscheinlich ein pünktlicher Start zur fünften Etappe nach Rio - angesetzt für 14. Februar - nicht aus, das Inport-Race in Qingdao muss Ericsson 3 auf jeden Fall sausen lassen. Scheint aber das kleinere Übel zu sein.

Einen Kampf gegen die Uhr führt auch das Team der ausgeschiedenen Telefónica Black, die deren strukturelle Rumpfschäden in der Subic Bay auf den Philippinen notdürftig reparieren ließ. Man setzte am 31. Jänner Segel und machte sich auf den Weg zurück nach Singapur, dem Starthafen der vierten Etappe, wo man die begonnenen Arbeiten professionell beenden will; Telefónica Black wird frühesten heute in Singapur erwartet. Bleiben also nur zehn Tage, um einen zwei Meter langen Riss, der steuerbords vom Deck bis zur Wasserlinie verläuft, zu reparieren, und die Yacht per Flugzeug nach Qingdao zu bringen. Gelingt das nicht, ist als Plan B ebenfalls das Streichen der fünften Etappe und eine Verschiffung der Yacht nach Rio angedacht.

20-Stunden-Arbeitstage stehen derzeit auch für die Crew von Green Dragon auf dem Programm, die als Vierte am Samstag, den 31. Jänner, ins Ziel vor Qingdao eingelaufen war. Seither wird repariert, was das Zeug hält, die To-do-Liste ist elendslang und enthält unter anderem ein neues Schott im Bug, ein Ruderschaden sowie ein gebrochenes Vorstag. Und die Uhr tickt - am 7. Februar startet das Inport-Race.
www.volvooceanrace.org

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