Wasser

Nicht das den brennenden Durst löschende, erfrischende Wasser in sommerlicher Hitze. Auch nicht das mal bedrohliche, mal ersehnte Regenwasser. Sondern: Wasser für Boote. Stunden habe ich an der Mehrzahl der sieben Weltmeere und zahllosen Seen und Flüssen im In- und Ausland damit verbracht, dem Wasser – und seinen Booten – zuzuschauen. Es zu meditieren, zu ertasten, zu erschmecken.
Das Farbenspiel: unglaublich. Vom gedeckten Braun-Grau des Neusiedler Sees über die strahlenden türkisfarbenen Schattierungen in den Buchten von Big Island auf Hawaii, das stählerne Grau-Blau im kolumbianischen Santa Marta bis hin zum satten Marineblau im australischen Cairns. Wasser ist vielfarbig.
Die Formensprache: gewaltig. Archaische Wasserberge bei 40 Knoten Jugo querab vom adriatischen Kornat kontrastieren mit der trotz langer Reise sanft heranrollenden Dünung vor Point Loma im kalifornischen San Diego. Die an einen leicht verworfenen Spiegel gemahnende Oberfläche des Sambesi-Flusses in der afrikanischen Abendsonne kurz vor den Victoria-Fällen ist ähnlich und doch ganz anders als die perfekt-glasige Haut eines Prachtbeispiels aus dem 1000-Seen-Land in der Nähe von Helsinki. Wasser ist vielgestaltig.
Der Geschmack: nuanciert. Es braucht wohl einen Gourmet und Önologen, um die Varianten entsprechend zu erfassen. Hier das rau-erdige und salzige Nass vor Quepos in Costa Rica, da das frisch-leichte Süßwasser des Wolfgangsees. Holzig-fettig am Bosporus, hart und dicht am Solent, weich und mit Körper am kanadischen Lake Ontario. Wasser ist vielschmeckend.
Die Haptik: variantenreich. Sanft streichelnd am Ottensteiner Stausee, kratzbürstig und zerrend vor Carantec in der Bretagne, stimulierend und samtig der See Genesareth im Norden Israels. Wasser ist vielfühlig.
Die Moral von der Geschicht? Vielleicht keine. Vielleicht aber: Wasser als Basis für unseren Sport geht in seiner Vielschichtigkeit oft unter, weil wir alle Hände voll zu tun haben‚ um obenauf zu bleiben. Es ist nicht gerade heilig, aber verdient ob seiner Vielfalt unsere Ehrfurcht.

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