Bootsmessen as usual?

Nach den messefreien Jahren stehen uns heuer wieder einschlägige Events ins Haus, etwa die Boot Tulln zum gewohnten Termin Anfang März oder Friedrichshafen im September. Braucht es solche Messen in dieser Form und Frequenz?

Nein, könnte man mit Fug und Recht sagen und eine Reihe von Argumenten ins Treffen führen. Ganz unmittelbar ließe sich auf die Erfahrungen der vergangenen Jahre verweisen. Viele in der Branche berichteten von außerordentlich guten Umsätzen, die Menschen blieben beim Segeln, virtuelle Rundgänge hatten Konjunktur, der Umwelt – also: uns allen – blieben die für die Boot Tulln ganz vorsichtig geschätzte halbe Million gefahrenen Autokilometer mit ebenfalls konservativ kalkulierten 750.000 kg CO2 Ausstoß erspart und der Bazillen- und Virusaustausch tendierte gegen Null.

Ja, wir brauchen diese Messen – auch so ließe sich argumentieren. Virtuelle Rundgänge ersetzen nicht den konkreten Blick, das taktile und olfaktorische Erleben von Booten und Zubehör, Beziehungen zwischen Ausstellern und Kunden lassen sich nicht beliebig in die virtuelle Welt verlagern und insgesamt ist der verursachte Schadstoffausstoß nur ein winziger Bruchteil dessen, was wir insgesamt in die Luft blasen. Dazu kommen kleine, aber doch positive Wirkungen in Sachen Beschäftigung und Umwegrentabilitäten.

Bleibt die Antwort auf die Gretchenfrage daher im Belieben des einzelnen? Vermutlich, denn die Abwägung von Pro und Contra ist nicht einfach angesichts der unterschiedlichen Argumente und ihrer Gewichtungen. Für mich persönlich – auch als bekennender Messe-Fan – sind zwei Dinge klar. Erstens: ungebrochen am bisherigen Muster anknüpfen ohne grundsätzliches In-Frage-Stellen der bisherigen Annahmen ist fahrlässig. Und zweitens: Wir könnten wenigstens aus Sicht der Kundschaft ohne weiteres mit einem zweijährigen Rhythmus leben. Mir kann niemand erzählen, dass unsere liebste Nebenbeschäftigung in einem so schnelllebigen Segment angesiedelt ist, dass es den Jahresrhythmus braucht. Für 2023 gilt aber wohl: cu@tulln ….

Weitere Artikel aus diesem Ressort

Ressort Kreuzpeilung
Wer kennt sie nicht, die Klagen über den Nachwuchs, der sich grottenolmig viereckige Augen heranzüchtet durch ständiges Online-Sein? Häufig dann der Ratschlag: „Mach doch mehr Sport!“ Aber Achtung, aufgepasst! Diese gut gemeinte Ermutigung kann zukünftig vom Regen in die Traufe führen. Warum? eSports ist massiv auf dem Vormarsch.









 

Couch Potato

Ressort Kreuzpeilung
Der sanft fallende Schnee dämpft die Geräusche von der Straße. Eine Tasse dampfenden Chai Latte – mann entwickelt sich – und ein Buch in der Hand, Vanillekipferl vor mir, Herz, was willst du advent-abendlich mehr.









 

Tiefe Gräben

Ressort Kreuzpeilung
Jahreskonferenz von World Sailing (WS) im spanischen Malaga. An die 300 Personen versammeln sich im November, um über verschiedenste Aspekte des Segelsports zu diskutieren. Das Themenspektrum ist breit. Es reicht von mittels 3D-Scanner durchgeführter Vermessung der Foils bei Nacras mit Herstellungstoleranzen im 0,2-mm-Bereich über Debatten zur WS Olympic Vision bis hin zur vom ukrainischen Segelverband aufgeworfenen Frage, ob man das russische Pendant nicht eigentlich wegen seiner als illegal angesehenen Segelaktivitäten auf der besetzten Krim aus WS ausschließen müsste.









 

Geist der Regeln

Ressort Kreuzpeilung
Der Segelsport hat beim ersten Hinschauen ein grünes Mäntelchen um. Wind und Wasser als primäre Zutaten, da sollte wenig schiefgehen. Ein genauer Blick zeigt allerdings, dass wir gut daran täten, unseren geliebten Sport in Sachen Umweltfreundlichkeit auf ein neues Niveau zu bringen. Es gilt eine Reihe von Potenzialen zu heben, um unseren Beitrag zum Überleben des Planeten zu leisten. Sicher, viel ist schon getan worden. Wenn wir in die Clubs schauen, dann sehen wir z. B. Auffangvorrichtungen für Abwasser bei Krananlagen, Mülltrennung und energieeffiziente Beleuchtungen. Auch bei den Booten gibt es Verbesserungen, etwa hinsichtlich Fäkalien oder umweltfreundlichere Lacke und Unterwasseranstriche. Aber trotzdem kratzen wir erst an der Oberfläche.









 

Kleines Umweltschweinderl

Ressort Kreuzpeilung
Beruflich bedingt eine Reise nach Boston, USA, mit anschließendem Kurzaufenthalt in einem kleinen Kloster im Südteil der Stadt, um Körper, Seele und Geist ein wenig einzu-norden. Ein nachmittäglicher Spaziergang führte mich zum Jamaica Pond, einem kleinen Gewässer von 600 x 500 m, eingezwängt zwischen zwei stark befahrene Straßen, aber umgeben von viel Grün und einem schönen, häufig als Laufstrecke genutzten Rundweg.









 

Mutiges Segeln am Teich

Ressort Kreuzpeilung
The Ocean Race, Den Haag, 15. Juni, 18:33 CEST: Der große Favorit für den Gesamtsieg, 11th Hour Racing Team mit US-Skipper Charlie Enright, wird in einer simplen Backbord-Steuerbord-Situation am direkten Anlieger zur Bahnmarke von Guyot – Team Europe unter Benjamin Dutreux klassisch abgeschossen. Zum Glück wird niemand verletzt, obwohl sich das Bugspriet von Team Europe tief ins Innere der anderen Yacht bohrt, knapp neben die Arbeitsplätze von Skipper und Crew. Nichtsdestotrotz folgenschwer: Beide Teams müssen aufgeben. Besonders pikant: Die US-Amerikaner hatten dem europäischen Team nach dessen Mastbruch ihren Ersatzmast fürs Comeback zur Verfügung gestellt.









 

Verachtet mir die Grundlagen nicht