Du lebest hoch
Nicht jeden Geburtstag muss man feiern. Nein, ich denke jetzt nicht an diejenigen unter uns, die spätestens nach einem an der Zehnerstelle auftauchenden Fünfer abtauchen, sondern an den eben absolvierten Jahrestag des ersten Covid-Lockdowns. Das vergangene Jahr hat tiefe Spuren hinterlassen – auch bei den Seglerinnen und Seglern. Eine Liste des Jammers wäre lang und wenig originell. Vielleicht besser auf die helle Seite schauen? Gerne! Hier ein spezifischer Versuch.
Egal, ob offiziell anerkannt oder nicht, aber Freiluftsport bringt’s. Zwar sind weder kleiner noch großer Babyelefant gut an Bord machbar, aber zumindest brauchen wir uns keine Gedanken übers Lüften machen. Daher: schnelles 1:0.
Reisebeschränkungen und/oder relativ dichte Landes- und Bezirksgrenzen machen das Segeln am Meer schwierig bis unmöglich. Nicht gut, das stimmt. Aber auch eine Chance, das Naheliegende wieder mehr zu schätzen. Ein Schlag auf der Alten Donau oder am Wallersee man nicht das selbe sein, wie ein Griechenland-Törn von Lavrion nach Naxos. Aber wer das Segeln in heimischen Gefilden für sich wiederentdeckt, entdeckt auch lokale Attraktionen, Buchten und Gasthäuser – und entwickelt Dankbarkeit für die Kleinode auf unseren Heimatrevieren, die uns vor der Haustüre zur Verfügung stehen. Daher: Stangenschuss.
Clubs sind fruchtbare Nährböden sozialer Nähe. In einer Zeit, die physische Distanz einfordert, klingt das beinahe skandalös und macht unseren Sport in einer seiner zentralen Dimensionen unmittelbar verdächtig. Aber gerade das ist unter den gegenwärtigen Umständen ein Schatz. In Frischluft (aber ohne Option auf Kellerlokalitäten o.ä.) können wir Menschen mit ähnlichen Interessen in entspannter Umgebung begegnen und sozio-emotional ein wenig auftanken. Doppelt wichtig, daher: 3:0
Insgesamt: Leicht wird es auch in diesem Sommer nicht, weder für die Gesellschaft, noch für den Segelsport. Aber die derzeit weit verbreiteten Gründe, warum generell Trübsal geblasen wird, schlägt unser Sport von sich aus allemal. Daher: Geburtstag hin oder her, Sommer, du sollst kommen, Segeln, du lebest hoch!