Simplify your life
Anlaufen von Vrulje auf der Insel Molat. Heftiger Wolkenbruch, 50 Meter Sicht, das Fischen der Boje gelingt zum Glück auf Anhieb. Erst einmal alles unter Kontrolle. Später kommt die Sonne heraus und wir hängen auf unserer 50er die Klamotten zum Trocknen auf. Entspannter Blick in die Bucht. Das übliche, Segler wie wir, die Schutz vor der angesagten Bora suchen. Doch halt: Etwas weiter draußen liegt eine mittelgroße Motoryacht – mit helicopter landing pad. „No, a scho was, der konn si net amoi a Boot mit zwa Helipads leisten“, murmeln die an der spanischen und französischen Mittelmeerküste Gestählten unter uns. Doch insgesamt ist eine gewisse Aufmerksamkeit zu spüren. Immer wieder kehren die Blicke zur Motoryacht zurück, wo Weißgewandete zwischendurch Snacks servieren und nachschenken. Dann drängt sich ein kleines Motorboot aus dem Bauch des Mutterschiffs. Hydrofoiling – sozusagen Mono-Wasserski mit Foiling-Stange – ist angesagt. Die Wettervorhersage wird nicht besser und kurz vor Einbruch der Dunkelheit hebt der Heli Richtung Festland ab. „El Jefe will mit Freundin wohl in Ruhe in Zadar dinieren“, bemerkt einer. Kurz danach lichtet auch die Motoryacht den Anker und verlässt Molat.
Versonnen blicke ich ihr nach. Unter Deck höre ich Lachen. Ich hoffe, das verheißt Gutes; neun Menschen auf einem Schiff sind nicht ohne. Geplantes Abendessen: Thunfischnudeln mit Erbsen, dazu Radler aus der Dose und vielleicht einen kleinen Schluck vom Roten aus dem Metro. Würde ich tauschen wollen mit dem unbekannten Chef – vielleicht ist’s ja auch eine Chefin – der Motoryacht? Spontan: Nein. Oder definiere ich, Fuchs der ich bin, nur eigentlich süße in saure Trauben um? Aber auch weniger spontan und davon absehend, dass ich es mir nicht leisten könnte: Nein. Erstens: Motorboot. Zweitens: Unmittelbarkeit der Erfahrung. Drittens: Einfachheit. Das ist in meinen Augen durch nichts zu ersetzen. Alles relativ natürlich, wir sind ohnehin kompliziert genug mit WiFi an Bord, Navi-Software und so weiter. Trotzdem: Der Vergleich macht mich sicher …